Salzburger Nachrichten am 30. März 2006 - Bereich: Kultur
Das Lächeln der Mona Lisa Kunstexperte
entschlüsselt das Geheimnis von Leonardos Meisterwerk
PARIS (SN, APA). Hinter dem geheimnisvollen Lächeln der Mona Lisa
stehen Jahre harter Arbeit mit einer komplizierten Schichtentechnik des
Malers Leonardo da Vinci. Das glaubt der französische Malereiexperte
Jacques Franck herausgefunden zu haben. In einer am Dienstag in den
Uffizien in Florenz eröffneten Ausstellung präsentiert Franck seinen
experimentellen Zugang zu der Frage, wie das Renaissance-Genie den
unbeschreiblichen Schleier, genannt "sfumato", auf das Bild der legendären
Mona Lisa gezaubert hat. Nach Studien alter Schriften Leonardos, eingehenden Analysen seiner
Werke und durch das Nachmalen der Bilder ist Franck sicher: "Ich habe die
Antwort." In sechs Bildern stellt Franck die unterschiedlichen Etappen bei der
Entstehung des Meisterwerkes nach, das jährlich Millionen Besucher in den
Pariser Louvre lockt. "Das Grundproblem des ,sfumato‘ ist die
unmerkliche Verbindung von Schatten und Licht", erläutert Franck im
Gespräch mit AFP. Und so sei die Mona Lisa durch das mühselige Auftragen
unterschiedlicher Schichten entstanden: zunächst eine gelbliche Grundlage,
darauf folge eine weitere Schicht mit rötlichen Kontrasten, aufgetragen
mit sehr dünner Farbe. "Dann arbeitet Leonardo an den Schatten mit Hilfe
von Schraffierungen", so der französische Experte. Es folge erneut eine
hauchdünne gelbe Schicht, die die Kontraste wieder verwische. Was das Gesicht der "Gioconda" mit dem legendären Lächeln betrifft, so
"hat er das wohl 30 Mal gemalt", sagt Franck. Dabei habe er mit Sicherheit
eine Lupe verwendet und mit Farbtupfern von nicht mehr als einem
Dreißigstel- oder sogar einem Vierzigstelmillimeter gearbeitet. "Das hat
Jahre gedauert", sagt der Experte. Auch das staatliche französische Labor C2RMF, das im Juni eine Studie
zur Mona Lisa herausbringen wird, ist der Ansicht, dass die Arbeit
langwierig und mühselig war. Die Mona Lisa sei "mit der höchstmöglichen Reflexion und der
größtmöglichen Erfahrung" entstanden - "und das für ein Lächeln, das
höchstens eine Viertelsekunde gedauert hat". |