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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
19. Oktober 2009
18:00 MESZ

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Iris Andraschek (bei basis wien)

 

Künstlerische Intervention an der Uni Wien
Im Arkadenhof der Uni Wien findet sich nur eine Frau unter insgesamt 155 Ehrenbüsten und -tafeln - Installation von Iris Andraschek

Wien - Die Musen in der Wissenschaft inspirieren offenbar fast ausschließlich Männer. Diesen Umstand thematisiert die Künstlerin Iris Andraschek mit ihrer dauerhaften Installation "Der Muse reicht's" im Arkadenhof der Universität Wien. Dort stehen 154 Ehrenbüsten und -tafeln für männliche Wissenschafter einer einzigen Gedenktafel für eine Frau (Marie von Ebner-Eschenbach) gegenüber. Für Rektor Georg Winckler zeigt dies laut einer Aussendung, dass sich "die Leistungen von Frauen in der Wissenschaft in der universitären Ehrungspolitik nicht gleichberechtigt widerspiegelten".

Als Reaktion darauf haben Uni Wien und Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Kunstwettbewerb durchgeführt, um die Leistung der Frauen in der Wissenschaft gleichberechtigt zu würdigen. Andrascheks am Montagabend präsentiertes Siegerprojekt zeigt eine schräg über einen Teil des Hofs gelegte riesenhafte Schattensilhouette einer weiblichen Figur, die protestierend ihre geballte Faust hochreckt. Für den aus Granit gefertigten, in den bestehenden Steinbelag eingeschnittenen Schatten standen der Künstlerin mehrere Frauen Modell, die heute an der Uni Wien lehren.

Frauen erst ab 1897 zum Studium zugelassen

Symptomatisch für die Unterschiede in der Ehrungspolitik ist die derzeit einzige Gedenktafel für eine Frau. Ebner-Eschenbach (1830-1916) konnte gar nicht für wissenschaftliche Verdienste im Rahmen einer universitären Karriere geehrt werden: Als Frau durfte sie zu ihrer Zeit nicht studieren, die erste Frau wurde erst 1897 zum Studium zugelassen. Die Autorin wurde erst später mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Die Uni Wien will auch im kommenden Jahr das Thema Gleichstellung von Frauen und Männern thematisieren: 2010 ist ein Symposium geplant, das die Auseinandersetzung mit dem Themenkreis "Geschlecht/Wissenschaft/Erinnerung/Repräsentation" vertiefen soll. Neben der Sensibilisierung plant die Uni auch konkret eine Erhöhung des Frauenanteils in allen Karrierestufen, insbesondere in den Naturwissenschaften. (APA)

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