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Grenzüberschreitung |
Nicht um Inhalt und Narration geht es in "Transgression", sondern um
die Machart des Fotos selbst. |
"Transgression" ist keine Fotokunstschau
im herkömmlichen Sinn. Denn das übergreifende Thema ist die Erweiterung
der Genregrenzen. Fotografie wird nicht als Medium der Abbildung
verstanden, sondern als Kunstform die auch mit Malerei, Grafik,
Installation oder Videokunst in Zusammenhang gesehen werden kann.
Vorgeführt wird das anhand von Werken international bedeutender
Künstler wie John Baldessari, Robert Rauschenberg, dem Schweizer Maler
Franz Gertsch oder Valie Export. Es sind aber auch zahlreiche Arbeiten
etwas weniger bekannter Künstler zu sehen, so dass sich ein breites
Panorama an Ausdrucksmöglichkeiten mit dem Medium Fotografie ergibt. Mediale Vielfalt
Anhand von mehr als 25 Werken zeigt diese Schau, wie unterschiedlich
die Definitionen von Fotokunst bzw. von Kunstformen die Fotografie
verwenden, ausfallen können. Die Fotografien werden in Verbindung mit
Druckgrafik, Malerei und Raumkonzepten, aber auch Objekten und
Installationen gesetzt. Benutzt werden alle Techniken und Medien, die in
einen Dialog mit der Fotografie ermöglichen, oder einen Kontext
ergeben. Malen nach Zahlen Kuratorin ist Margit Zuckriegl, die übrigens die Fotosammlung im
Salzburger Rupertinum
aufbaut. Im Wiener Künstlerhaus vertreten ist etwa der aus Linz kommende
Johannes Deutsch, der von sich sagt, er sei Maler. In seinen Bildern und
Objekten präsentiert er farbige Raumkonzepte. Zum Beispiel heißt eines
seiner Projekte CWD. Die Abkürzung steht für "Computer-, Wand- und
Deckenbild". Vergleichbar ist es mit einem gemalten Bild, auf dem durch
verschiedene Farbtöne, sowie Hell- und Dunkelschichtungen eine räumliche
Wirkung entsteht. Als Vorlage für die Gestaltung seiner Bilder verwendet
Johannes Deutsch mitunter bereits vorhandenes Bildmaterial, das mittels
Computer von ihm manipuliert wird. Die fotografische Grundlage seiner
Wandmalerei ist als solche zumeist nicht mehr zu erkennen Konträr in ihrer Technik sind die großformatig angelegten Bilder des
jungen Dänen Balder Olrik, der sich weniger als Künstler, sondern eher als
Computerprogrammierer bzw. Spezialist für digitale Technologien versteht.
Die von ihm verwendeten Fotografien werden in einer Art von klassischer
Lasur-Technik nachgemalt. Der Betrachter unterliegt einer optischen
Täuschung. Zurück zu den Anfängen Neben dem Hauptthema der Ausstellung - der "Grenzüberschreitung aus dem
Bereich der bloßen Fotografie heraus" - lässt sich bereits an diesen
wenigen Beispielen ablesen, dass hier auch jenes Spannungsfeld angerissen
wird, mit dem sich die Fotografie von Beginn an konfrontiert sah. Denn
entweder wurde gefragt, wie weit es der Fotografie tatsächlich gelingen
würde, "Wirklichkeit" abzubilden, oder die Fotografie wurde als
Konkurrenzmedium zu den anderen Kunstgattungen besonders zur Malerei
gesehen.
Mittlerweile geht es um das Verhältnis zwischen dem klassischen
fotografischen Original und digital aufgezeichneten Bildern, die mit
Hochleistungsdruckern geprintet werden. Die Fotografie wurde - und wird -
also permanent einem relativierenden Vergleich unterzogen. So kommt es,
dass zahlreiche Künstler die Technik, den Produktionsprozess selbst
darstellen und als gestalterisches Mittel einsetzen. Beispiele Der Künstler Wolfgang Reichmann etwa, der Fotogramme macht, die ein
wenig an gemalte Stilleben erinnern. Er reduziert den fotografischen
Apparat auf seine chemischen Parameter. In der Ausstellung ist eine große
Arbeit von ihm - fast im Cinemascopeformat - zu sehen. Sie besteht aus
vielen Einzelbildern im Format 50 x 60, also der größten im Handel
erhältlichen Bildgröße. Darauf zu sehen: sind die Schatten
unterschiedlicher Kleidungsstücke. Ganz anders die schwarz-weißen, nur spärlich kolorierten Bilder von
Sebastian Holzhuber. In seinen archaisch wirkenden Bildwelten dokumentiert
er Rituale, die therapeutischen Charakter haben sollen. Der Ablauf wird
von Holzhuber und den einzelnen Protagonisten selbst bestimmt. Auf einem
der Bilder sitzt ein nackter Mann im Inneren eines Kreises, der wiederum
von mehreren Frauen gebildet wird. Ein Art Selbsterfahrungsritual,
Vertrauen ist für Sebastian Holzhuber ein wichtiger Bestandteil seiner
Arbeiten.
Weiters bietet die Ausstellung eine Wiederbegegnung mit einer
Werkgruppe von Johanna Kandl, die kleine Figuren aus Knetmasse geformt
hat. Als Abbildung auf dem Fotokopierer wurden sie zu erotischen Motiven.
Die Kunstkritikerin Jana Wisniewski wiederum gestaltet regelmäßig eine
exklusiv gemachte Kunstzeitschrift, die in einer Auflage von nicht viel
mehr als 20 Stück erscheint. Link: Künstlerhaus | ||||||||||
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