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Kunstberichte

Der österreichische Maler Josef Mikl ist nach einer Krebserkrankung 78-jährig in Wien gestorben

Der Großmeister der Leuchtkraft

Für den Glauben, wider die Verlogenheit: Mikl.  Foto: apa

Für den Glauben, wider die Verlogenheit: Mikl. Foto: apa

Kraftvolle Farben, energischer Strich: Diese „Zwei Aufrechte“ (Öl/Leinwand) hat Josef Mikl im Vorjahr gemalt. Am Freitag wurde der Tod des Künstlers bekannt, der die Nachkriegsära der österreichischen Malerei maßgeblich mitgeprägt hat.  Foto: Galerie Exner

Kraftvolle Farben, energischer Strich: Diese „Zwei Aufrechte“ (Öl/Leinwand) hat Josef Mikl im Vorjahr gemalt. Am Freitag wurde der Tod des Künstlers bekannt, der die Nachkriegsära der österreichischen Malerei maßgeblich mitgeprägt hat. Foto: Galerie Exner

Aufzählung Trauer um den verstorbenen Maler Josef Mikl.
Aufzählung Prägende Gestalt der Nachkriegs-Ära erlag Krebsleiden.

Wien. (irr) Eher ginge ein Kamel durch das berüchtigte Nadelöhr, als dass sich Josef Mikls Werk in eine Schublade pressen ließe. Erstens, weil sich Mikl Kategorisierungen stets widersetzte: So abstrakt seine Bilder scheinen, so sehr beruhen sie auf Konkretem, rücken mit Titeln wie "Figur" oder "Kopf" den Menschen in den Mittelpunkt.

Und zweitens passt Mikls Werk – schon wegen seiner Ausmaße – in keine Lade. Dass Mikl "Großmeister" genannt wird, ist schließlich mehr als eine Huldigung: Schon die Galeriebilder des Wieners füllen nicht selten ein Viermeter-Format, sind aber immer noch "Kleinigkeiten" (Mikl) gegenüber dem 300 Quadratmeter großen "Rundbild", das 1976 in der Kapelle des Salzburger Bildungshauses St. Virgil angebracht wurde.

Seine bekanntestes Riesen-Opus schuf er aber für die Wiener Hofburg, als diese brandbedingt restauriert wurde: 404 Quadratmeter misst sein Bild an der Decke des Redoutensaals, das sich ebenso wie die 22 Wandbilder an literarischen Vorlagen entzündet.

Dabei strahlt Mikls Ölmalerei, in der Rot, Orange und Gelb den Ton angeben, ganz buchstäblich: "Meine Bilder brauchen kein künstliches Licht, sie leuchten aus sich heraus", sagte er einmal. Und verwahrte sich auch gegen all den intelektuellen Glamour, in dem sich manche Zunftgenossen suhlen: "Ich mag die Kollegen nicht, bei denen nur philosophiert und alles heilig erklärt wird", sagte er, sprach damit aber nicht gegen die Kirche. Denn "ohne Glauben kann man nicht arbeiten, man soll seine Arbeit aber nicht mit religiöser Verlogenheit verbrämen".

Gegen die "Schwätzer"

Begonnen hat Josef Mikl, geboren am 8. August 1929, jedenfalls mit dem Glauben an Erneuerung: Gemeinsam mit Maria Lassnig und Friedensreich Hunderwasser war er Mitglied des Wiener Art-Club, in dem sich die bedeutendsten Künstler der 50er Jahre scharten; 1956 gründete Mikl dann mit Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky und Arnulf Rainer die Gruppe Galerie St. Stephan.

International reüssierte er 1968 als österreichischer Vertreter bei der 34. Biennale in Venedig, neun Jahre später nahm er an der Documenta in Kassel Teil.

Da war Mikl, obwohl er gegen "Bildungsschwätzer" wetterte, schon am Unterrichten: Von 1969 bis 1997 lehrte er an der Akademie der bildenden Künste, 2004 erhielt er schließlich das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und den Ehrenring der Stadt Wien. Eine Retrospektive in Krems erschloss im gleichen Jahr Mikls Schaffensfülle, die auch Skulpturen, Aquarelle und Zeichnungen umfasst.

Wie nun bekannt wurde, ist Josef Mikl gestorben. Bereits am 29. März erlag er einem Krebsleiden, die Beerdigung wurde am Freitag im kleinen Kreise vollzogen. Kulturministerin Claudia Schmied trauert um ein "Genie", Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny rühmt eine "Schlüsselfigur der österreichischen Kunstgeschichte".

Freitag, 04. April 2008

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