VN Fr, 11.10.2002

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Welt

Chronik
Notdienste
Wohin
Leserbriefe
TV
VN-Heimat

Anzeigen
eVN.vol.at






Kultur 

Haus 1614 N.Hermitage in Chicago

Julia Fish zeigt Arbeiten über ihr eigenes Haus in der Galerie allerArt in Bludenz

Bludenz (VN-ag) Die Adresse 1614 N.Hermitage Avenue in Chicago ist ein 1922 erbautes Backsteinhaus, in dem die amerikanische Künstlerin Julia Fish seit elf Jahren lebt. Dieser Ort, ihr Zuhause, wird von Julia Fish auf besondere Weise zum Thema erhoben, wie eine Auswahl von Arbeiten auf Papier in der Galerie allerArt in Bludenz zeigt.

Der Gedanke ist angenehm: Verreisen und das Haus mitnehmen. Im Falle der amerikanischen Künstlerin Julia Fish (geboren 1950 in Oregon, lebt in Chicago) scheint diese Idee nicht ganz falsch, zumindest auf einer abstrakteren Ebene.

Vom Haus . . .

In ihrem künstlerischen Tun mit dem Aufspüren und Aufzeigen ornamentaler, mit Architektur verbundener Ordnungen befasst, macht Julia Fish ihren unmittelbaren Lebensraum (Haus, Wohnung, Garten) zum ausschnitthaften Experimentierfeld ihrer konzeptionell-malerischen Untersuchungen. Als Dreh- und Angelpunkt, auch der aktuellen Ausstellung, dient der "Entry Plan", als 1:1 Abbildung eines Mosaiks im Eingang des Hauses.

In Bludenz zeigt Julia Fish jedoch nicht die zahlreich dazu entstandenen Gemälde, sondern Zeichnungen und farbige Entwurfsskizzen aus den Jahren 1993-2002. Meist als vorbereitende Studien für die Gemälde, gehen die Arbeiten auf Papier mit ihrem malerischen Duktus und dem fragmentarischen Charakter aber weit über das sachliche Vermitteln architektonischer Gegebenheiten hinaus. Die Abbildlichkeit des Mosaiks oder der Backsteinfassade wird im neuen Zyklus "Shadow Drawings for Living Rooms" transformiert in eine Art Umkehrung der herkömmlichen Architekturzeichnungen. Basierend auf den abstrahierten Bauplänen des Hauses, werden die Räume aus der subjektiv-spekulativen Sicht der Künstlerin als Ganzes erfahrbar. Das verwendete Grün-Grau wirkt zunächst unspektakulär, hat aber viel Ausdruckskraft und Gewicht. Das Malen der horizontalen Schichtungen bzw. Streifen kommt einem meditativen Akt gleich, in dem der Pinsel zum Maßstab und ein Atemzug zum Maß der Malerin wird.

. . . in den Garten

Auch die "Garden Drawings" gründen auf dem persönlichen Erlebnis in der Natur. Aus Erinnerungen entstanden, funktionieren die Arbeiten von Julia Fish wie ein Archiv. Der Weg durch die Ausstellung wird zum visuellen Rundgang vom Garten ins Haus, zum wechselnden Dialog von innen und außen, von Bewegung und Schauen.

Unübersehbar sind Analogien, auch optische, zum Ausstellungsraum vorhanden. Weitere Anknüpfungspunkte ergeben sich aus der Frage Architektur und Ornament. Faszinierender allerdings ist die mit konsequenter Logik und viel Gespür entwickelte Idee des Fragments.

Galerie allerArt, Remise Bludenz. Geöffnet bis zum 3. 11. am Mi, Fr, Sa, Sonn- und Feiertag 15 bis 18, Do 17 bis 21 Uhr.

Julia Fish malt horizontale Schichtungen bzw. Streifen gleich einem meditativen Akt. (Foto: Galerie allerArt)




Kultur 

Zum Seitenbeginn