Bludenz
(VN-ag) Die Adresse 1614 N.Hermitage Avenue in
Chicago ist ein 1922 erbautes Backsteinhaus, in dem die
amerikanische Künstlerin Julia Fish seit elf Jahren lebt. Dieser
Ort, ihr Zuhause, wird von Julia Fish auf besondere Weise zum Thema
erhoben, wie eine Auswahl von Arbeiten auf Papier in der Galerie
allerArt in Bludenz zeigt.
Der Gedanke ist angenehm: Verreisen und das Haus
mitnehmen. Im Falle der amerikanischen Künstlerin Julia Fish
(geboren 1950 in Oregon, lebt in Chicago) scheint diese Idee nicht
ganz falsch, zumindest auf einer abstrakteren Ebene.
Vom Haus . . .
In ihrem künstlerischen Tun mit dem Aufspüren und
Aufzeigen ornamentaler, mit Architektur verbundener Ordnungen
befasst, macht Julia Fish ihren unmittelbaren Lebensraum (Haus,
Wohnung, Garten) zum ausschnitthaften Experimentierfeld ihrer
konzeptionell-malerischen Untersuchungen. Als Dreh- und Angelpunkt,
auch der aktuellen Ausstellung, dient der "Entry Plan", als 1:1
Abbildung eines Mosaiks im Eingang des Hauses.
In Bludenz zeigt Julia Fish jedoch nicht die zahlreich dazu
entstandenen Gemälde, sondern Zeichnungen und farbige
Entwurfsskizzen aus den Jahren 1993-2002. Meist als vorbereitende
Studien für die Gemälde, gehen die Arbeiten auf Papier mit ihrem
malerischen Duktus und dem fragmentarischen Charakter aber weit über
das sachliche Vermitteln architektonischer Gegebenheiten hinaus. Die
Abbildlichkeit des Mosaiks oder der Backsteinfassade wird im neuen
Zyklus "Shadow Drawings for Living Rooms" transformiert in eine Art
Umkehrung der herkömmlichen Architekturzeichnungen. Basierend auf
den abstrahierten Bauplänen des Hauses, werden die Räume aus der
subjektiv-spekulativen Sicht der Künstlerin als Ganzes erfahrbar.
Das verwendete Grün-Grau wirkt zunächst unspektakulär, hat aber viel
Ausdruckskraft und Gewicht. Das Malen der horizontalen Schichtungen
bzw. Streifen kommt einem meditativen Akt gleich, in dem der Pinsel
zum Maßstab und ein Atemzug zum Maß der Malerin wird.
. . . in den Garten
Auch die "Garden Drawings" gründen auf dem persönlichen
Erlebnis in der Natur. Aus Erinnerungen entstanden, funktionieren
die Arbeiten von Julia Fish wie ein Archiv. Der Weg durch die
Ausstellung wird zum visuellen Rundgang vom Garten ins Haus, zum
wechselnden Dialog von innen und außen, von Bewegung und Schauen.
Unübersehbar sind Analogien, auch optische, zum Ausstellungsraum
vorhanden. Weitere Anknüpfungspunkte ergeben sich aus der Frage
Architektur und Ornament. Faszinierender allerdings ist die mit
konsequenter Logik und viel Gespür entwickelte Idee des Fragments.
Galerie allerArt, Remise Bludenz. Geöffnet bis zum 3. 11.
am Mi, Fr, Sa, Sonn- und Feiertag 15 bis 18, Do 17 bis 21 Uhr.
Julia Fish malt horizontale Schichtungen bzw. Streifen gleich
einem meditativen Akt.
(Foto: Galerie allerArt)