diepresse.com
zurück | drucken

13.02.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
Plattform: Nymphe
VON NICOLE SCHEYERER
Sie interessiere sich für die Außenseiter der Gesellschaft, sagt die 1977 geborene Künstlerin Patricia Reinhart. Aber den Figuren ihrer Bilder nimmt man den Verliererstatus einfach nicht ab. Dabei handelt es sich durch die Bank um schöne junge Menschen in verspielten Gewändern und tragischen Posen. Reinhart verwendet dafür eine raffinierte Technik, bei der sie Fotos auf weiße PVC-Folie drucken lässt. Sie geht dann mit Ölfarbe, Spraylack und Edding Marker zu Werk und verleiht den jungen Models einen unwiderstehlich trashigen Look. An gemalten Augenringen und Tränen wird dabei nicht gespart. Im Gegensatz zu einer "Lost Generation", wie sie das Malerduo Muntean und Rosenblum humorlos ins Bild setzt, gelingt Reinhart eine augenzwinkernde Annäherung an juvenilen Pathos und Weltschmerz. In Bildern wie "Lofty Panda Girl" (990 €) wird eine Nymphe in grünen Strumpfhosen von wild wuchernder Natur umzingelt. Künstlichkeit ist Trumpf, wenn etwa ein Mädel wie ein sterbender Schwan zu Boden sinkt oder eine junge Diva ein aufgesprühtes Geweih (1575 €) trägt. Großartig auch das Video "Der bittere Beigeschmack", das in einem aufwendigen Verfahren aus Einzelaufnahmen zusammengesetzt ist. In dieser witzigen "Cine-Collage" tritt Reinhart zunächst als unternehmungslustige Superheldin auf. Aus unklaren Gründen verwandelt sie sich aber in eine tragische Gestalt vom Schlage Anna Magnanis und mahnt auch mit den starken Gesten an den italienischen Neorealismo. Manchmal ist fehlende Coolness das Coolste. (Bis 2.#3., Fleischmarkt 11, Wien 1)
© diepresse.com | Wien