
Sa,
30.11.2002
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Erfreulicher Anfang
VON WALTER FINK
Es war vor ziemlich genau vier Jahren bei den
"Bizauer Gesprächen". Zum Abschluß gab es eine Runde zum Thema
"Kunst am Bau", an der Künstler und Architekten aus Österreich
beteiligt waren, ebenso Wilhelm Meusburger als Präsident der
Berufsvereinigung der bildenden Künstler Vorarlbergs, nachdem es
nicht zuletzt die Berufsvereinigung war, die immer wieder darauf
hingewiesen hatte, daß die künstlerische Ausgestaltung von Neubauten
dringend einer neuen Regelung bedürfe. Es trat etwas ein, das man
bei einer Diskussion eigentlich nicht erwarten darf: Kulturlandesrat
Hans-Peter Bischof, der an der Diskussion teilgenommen hatte,
stellte kurz darauf mit Landeshauptmann Herbert Sausgruber die neue
Richtlinie "Kunst und Bau" vor, die für neue Landesbauten
verbindlich auch Kunst vorsieht. Ein Prozent der
Nettoerrichtungssumme sollte danach in Zukunft für Kunst ausgegeben
werden. Für die Vergabe wurde ein eigener Beirat eingesetzt.
Kleinere Projekte konnten inzwischen vergeben werden. Anfang
dieser Woche wurde nun die erste große Ausschreibung vorgestellt. In
einem Wettbewerb - Berichte dazu waren schon zu lesen - wurde Kunst
für den Neubau der Fachhochschule in Dornbirn nach Plänen von Erwin
Werle und Dietmar Walser gesucht, nicht weniger als 327.000 Euro
standen zur Verfügung. Es handelte sich damit um die höchste
Dotierung eines künstlerischen Wettbewerbes seit langer Zeit. Die
Jury, bestehend aus dem Beirat "Kunst und Bau", ergänzt um die
Architekten und einen Vertreter der Fachhochschule, hatte aus mehr
als siebzig Einreichungen zu wählen.
Zur Ausführung empfohlen wurden zwei Arbeiten, das
Projekt "Painkiller" von Christoph Lissy, eine Skulptur mit einem
Zitat von William S. Burroughs auf drei Stahlplatten, das für den
Vorplatz der Fachhochschule bestimmt ist. Zudem "Treasure Island"
von Swetlana Heger, das für den Innenraum vorgesehen ist, ein work
in progress, das im Laufe von drei Jahren entstehen soll und
Arbeiten anderer Künstler miteinschließen wird. Es war eine gute
Auswahl, die die Jury da getroffen hat, zwei spannende Projekte, die
eine Bereicherung für die öffentliche Kunst in Vorarlberg bringen
werden, zwei Projekte auch, die von den Architekten und von der
Fachhochschule mitgetragen werden, womit man von einem reibungslosen
Ablauf ausgehen kann.
Das ist nicht zuletzt das Verdienst der neuen Richtlinie für
"Kunst und Bau", die eine klare und möglichst offene Abwicklung
vorsieht. Dem entspricht auch, daß alle eingereichten Projekte noch
bis morgen (jeweils von 16 bis 20 Uhr in der ehemaligen
Hämmerle-Fabrik in Dornbirn an der Straße nach Kehlegg) besichtigt
werden können, die Entscheidung der Jury kann also von jedem
Interessierten überprüft werden.
Entscheidend aber ist: Durch die neue Richtlinie wird
der bildenden Kunst wesentlich mehr Geld zugeführt. Nur zum
Vergleich: Für den Ankauf zeitgenössischer Kunst stehen beim Land
jährlich etwa 70.000 Euro (früher eine Million Schilling) zur
Verfügung, über eine ähnliche Summe kann das Kunsthaus verfügen.
Allein der Wettbewerb zur Fachhochschule hat diesen Betrag weit mehr
als verdoppelt. Nicht zuletzt: Es handelt sich nicht um Ankäufe, die
dann nicht mehr zugänglich sind, sondern um Arbeiten, die man
jederzeit besichtigen kann. Womit den Künstlern ebenso geholfen ist
wie jenen, die Interesse an solchen Arbeiten haben. Die positive
Abwicklung dieses Wettbewerbes und jener, die noch folgen werden,
könnte auch dazu führen, daß Gemeinden und Bund bei öffentlichen
Gebäuden dem guten Beispiel folgen. Womit der Kunst noch einmal
gedient wäre. Ein erfreulicher Anfang könnte so auch Fortsetzung
finden.
* * *
Die persönliche Meinung des Gastkommentators muss nicht mit jener
der Redaktion übereinstimmen. Auf Wunsch des Autors erscheint diese
Kolumne in der alten Rechtschreibung. |
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