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Quer durch Galerien

Der Umweg ist das Ziel!

Von Claudia Aigner

300 Jahre Wiener Zeitung!Auf den ersten Blick hat man es hier mit einer seltsamen Form der Befriedigung zu tun. Auf den zweiten Blick hat man es immer noch mit einer seltsamen Form der Befriedigung zu tun. (In etwa so seltsam wie Bungeejumping.) Jede Menge Männer bohren da nämlich verbissen ihre unbeugsamen vorderen Knautschzonen in jeden Sandhaufen, der ihnen unterkommt (denn sie sind zum Äußersten, sprich: zum Potentesten entschlossen). Und ackern im Sand herum und durchpflügen die ganze Gegend. Machen sich also die Erde untertan - mit ihrem Allradantrieb.
Und protzen mit ihren Pferdestärken, die ihnen nie ausgehen und die sie mit hemmungsloser Beharrlichkeit über die extremsten Sandhöcker und Felsen jagen. Ihr Gasfuß schwitzt (na ja, das Video von Yael Bartana ist zugegebenermaßen völlig geruchsneutral) und ihre Motoren röhren wie die Viecher, weil die Autofahrer partout im eigentlich schon penetrant unwegsamen Gelände herumfahren müssen. Anders ausgedrückt: Der Weg . . . äh: der Umweg ist das Ziel. Ein Verhaltensforscher käme angesichts der hochmotiviert vor Publikum sich abrackernden Geländewägen vielleicht zu dem Schluss, dass es sich bei diesem fast schon obsessiven Schauspiel wohl nur um ein Paarungsritual handeln kann, bei dem sich die drumherumstehenden Weibchen dann am Ende aussuchen, auf welchen Beifahrersitz sie sich setzen (nachdem ihnen also "das Viech im Manne" eine Leistungsschau dargeboten hat). Freilich: So viel Damenwelt ist in der Menge der Schaulustigen gar nicht anwesend. Und außerdem: Die ziemlich surreal oder wenigstens absurd anmutende abendliche Szene spielt auf einem Hügel an der Küste von Tel Aviv, folglich im terrorgeschüttelten Israel. Also doch ein politischer Film?
Yael Bartana zeigt hier (unter dem leicht ironischen Titel "Kings of the Hill" - Die Könige des Hügels) ihre Landsleute jedenfalls bei einem irritierend selbstgenügsamen Freizeitverhalten, einem alltäglichen Sportritual nach Feierabend, das sich weit abseits der blutigen Fernsehnachrichten abspielt. Realitätsflucht als Überlebensstrategie? Und auch wenn das Bild nicht dementsprechend wackelt (nach rechts und links), kann man praktisch sehen, wie Bartana hinter der Kamera dezent den Kopf schüttelt. Der Kurzfilm lebt von seiner Unaufdringlichkeit ja insgesamt ganz gut. Bis 9. August in der Galerie Engholm (Schleifmühlgasse 3).
Es besteht kein Zweifel (zumindest kein berechtigter), dass in der Galerie Ariadne (Bäckerstraße 6) unter anderem jenem Körperteil gehuldigt wird, wo die männliche Anatomie mit Vorliebe einen "Parkplatz" findet: im Ewig-Weiblichen (euphemistisch gesprochen). Judith Moser hat fotografische Detailaufnahmen des weiblichen Körpers am Computer bis an die Grenzen der "Fehlsichtigkeit" verfremdet. Jetzt machen die farblich süffigen, unwiderstehlich malerischen Bilder den Betrachter, der angestrengt seine Augen zusammenkneift, fast rasend vor Neugier. Weil sie so diffus intim sind. Beziehungsweise so unscharf obszön. Eine reizvolle Methode, das Leibliche sinnlich zu bewältigen. Noch bis 9. August.

Erschienen am: 01.08.2003

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