Salzburger Nachrichten am 23. März 2006 - Bereich: Kultur
Wo Menschen ihre Schatten verlieren Die Künstlerin Eva
Schlegel gestaltet Fassade und Museumszugang in der Salzburger Altstadt
Hedwig KainbergerSalzburg (SN). Wer das Salzburger Museum der Moderne
besucht, wird künftig vor, durch und auf ein Kunstwerk treten. Eva
Schlegel wurde beauftragt, Fassade und Eingang zum Lift ins Museum auf dem
Mönchsberg zu gestalten. Sie hatte sich 2001 in einem Wettbewerb -
Vorsitzender der Jury war Edelbert Köb vom Mumok in Wien - gegen 29 andere
Künstler durchgesetzt. Zwei Jahre nach Eröffnung des Museums wird dieses Projekt endlich
umgesetzt. Im Herbst 2006 werde damit begonnen, kündigte der für die
Landesmuseen zuständige stellvertretende Landeshauptmann Wilfried Haslauer
(ÖVP) am Mittwoch in einer Pressekonferenz an. Im Frühjahr 2007 soll
dieses Kunstwerk an einer prominenten Stelle in der Altstadt fertig sein.
Damit sollte Salzburgs "Offenheit für moderne Kunst" bewiesen werden,
sagte Haslauer. Die Kosten von 500.000 Euro seien im Baubudget des Museums
kalkuliert. Eva Schlegel hat für Salzburg ein zweiteiliges Kunstwerk entworfen: für
die Fassade am Anton-Neumayr-Platz und für den Eingang zu Lift und
Parkgarage. Die Fassade soll im unteren Drittel des Hauses mit einem von hinten
beleuchteten Glas versehen werden. Auf dieser Fläche, in der sich eine
Glastüre öffnet, werden Texte mit unterschiedlichen Typografien und
Inhalten (Gedichte, Kunsttheorie und Architekturkritik) angebracht.
Allerdings: Diese Texte werden unscharf sein. Derart Unlesbares hat Schlegel bereits in mehreren Kunstwerken
umgesetzt - etwa einer Glaswand in der Kunsthalle Krems, im Essl-Museum in
Klosterneuburg und im renovierten NIG (Neuen Institutsgebäude) in Wien.
Damit gehe sie folgender Frage nach: "Was passiert, wenn man Text als Bild
wahrnimmt und vom primären Textinhalt befreit?", erläutert Eva Schlegel.
Zudem gestaltet sie für den Eingang in den Mönchsberg den Boden. Dieser
wird ebenfalls aus Glas und von unten beleuchtet sein. Dies sei "wie ein
Eisboden, der den Menschen den Schatten nimmt", sagt die Künstlerin. Auf
dem Glas wird ein zarter Raster aus Diamantstaub angebracht, um das
Rutschen zu verhindern und um einen Raster in der Größe von Pixel zu
schaffen. Das Vorhaben, einen Außenlift nach Plänen Zaha Hadids zu bauen, sei
seit 2003 abgesagt, erläuterte Arno Gasteiger, Vorstandschef der Salzburg
AG, die den Lift betreibt. Die Salzburg AG habe in den Mönchsbergaufzug
700.000 Euro investiert. Eva Schlegel ist mit mehreren Kunstwerken in der Sammlung des Museums
der Moderne Salzburg vertreten: Fotografien waren in der Fotoschau
"Simultan" ausgestellt, ein Ölbild auf Holz war in der
Eröffnungsausstellung "Vision einer Sammlung" zu sehen. Im Museum auf dem
Mönchsberg gestaltete sie die Lichtkojen neben dem Shop. Im Vorjahr zeigte
die Secession in Wien eine Einzelausstellung. Mit dem neu gestalteten Eingang zu Lift und Museum sollte der Stadtteil
um Neumayr-Platz und Gstättengasse "vom Schatten ins Licht" gerückt
werden, sagte Haslauer. Neben den vielen Restaurants und Lokalen sollte es
mit dem "republic" und dem Eingang zum Museum ein neues Zentrum für Kunst
und Kultur werden. Diese Erneuerung wird mit der Erweiterung des Hauses
der Natur fortgesetzt, diese soll - nach dem Umzug des Museums Carolino
Augusteum in die Neue Residenz - 2007 begonnen und etwa 2009 fertig
werden. Außerdem wird in der Gstättengasse aus einer Kaverne (ein ehemaliges
Weinlager von Marsoner & Reiner) ein etwa 1000 Quadratmeter großer
Saal für Veranstaltungen und Ausstellungen eingerichtet. Dafür werde die
Wüstenrot Versicherung bis Frühjahr 2007 drei Millionen Euro investieren,
sagte Generaldirektor Helmut Geier. |