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10.10.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Martin Janda: Stückwerk - Hohenlohe & Kalb: Sichtweisen - Nächst St. Stephan: Schimmer

kunstraum

Der österreichische Filmemacher Martin Arnold wurde für seine raffinierten Digitalbearbeitungen von Hollywoodklassikern bekannt. In den letzten Jahren hat auch der Kunstbetrieb Arnold für sich entdeckt. Nach der gelungenen Schau in der Kunsthalle 2003 ist nun mit "Silent Winds" die erste Galerienausstellung des Wieners (Jg. 1959) zu sehen. Die Reflexion über das Kino und dessen Aufführungskonventionen tritt dort zurück. Erstmals verwendet Arnold nicht vorgefundenen Schwarz-Weiß-Film, sondern selbst aufgenommenes Farbmaterial. Auf drei Bildschirmen, die auf großen Stativen befestigt sind, ist derselbe junge Mann beim Singen zu sehen. Auf einem Monitor gibt der Sänger nur Zischlaute von sich, auf dem benachbarten nur Vokale. Trotzdem stellt sich beim simultanen Hören der zusammengehörigen Teile kein Lied her. Es braucht Vorstellungskraft, um die Lücken des Songs zu füllen. (Bis 29. 10., Eschenbachgasse 11, Wien 1)

Hohenlohe & Kalb: Sichtweisen

In den Fünfzigerjahren hat es New York geschafft, Paris den Rang als wichtigste Kunstmetropole abzulaufen. Davor pilgerte jeder US-Künstler nach Europa; seit Jackson Pollock muss sich jeder europäische Künstler mal drüben umgetan haben. "Looking at America" heißt es daher in vielen Arbeiten und dieser Blick fiel zuletzt oft kritisch aus. Andrea Geyer hat mit ihrer Serie "Parallax" (1550 bzw. 7370 €) eine Art Fotoroman kreiert, der zu Manifestationen des Widerstands gegen den Rechtsruck im Land führt. Die marokkanische Künstlerin Latifah Echakhch weist mit einer Messingplakette auf ein Visum für besondere Fähigkeiten hin, das "Aliens of extraordinary ability" (1300 €) ausgestellt wird. Die Schau bietet auch ein Foto aus Allan Sekulas berühmter Serie "Fish Story" an (3/5, 8910 €). Die "American Tables" (11000 €) von Franz West wirken daneben wie Kinderkram. (Bis 4. 11., Bäckerstrasse 3, Wien 1)

Nächst St. Stephan: Schimmer

Wenn die Malerei bei Adrian Schiess in den Raum wandert, dann nimmt sie glänzende, industriell wirkende Formen an. "Shiny" nennt der Schweizer seine Schau, in der er teils psychedelische Gemälde mit Bodeninstallationen aus riesigen Inkjetprints und farbig lackierten Platten auf Holz und Alu kombiniert. Während man die Installationen für Reste aus einer Druckerei halten könnte, greift Schiess bei der Malerei ins Volle und lässt aus Öl Sternenhimmel und Sonnenuntergänge erstehen. Dazwischen finden sich aber auch objekthafte Bilder wie "Blumen" (8800 €), das einen Strauss aus Papierblüten trägt. Schiess verwendet Leinwände in ungewöhnlichen Formaten. So lässt etwa "Vollmond" (9900 €) die weiße Wand durch ein kreisförmiges Loch strahlen. Auch im neuen, ebenerdigen Raum der Galerie reiben sich Expression und Minimalismus, wenn der Künstler ein monochromes Video von Farbverläufen mit Papierfetzen überhäuft. (Bis 5. 11., Grünangergasse 1/2, Wien 1) Nicole Scheyerer

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