Salzburger Nachrichten am 03. Dezember 2003 - Bereich: kultur
Kunst-Unis in der Klemme

Rektoren der Kunst- Universitäten in Österreich sind in Alarmstimmung. Ihre Budgets für 2004 reichen nicht aus, um die laufenden Ausgaben zu decken.

WIEN (SN-mo).

Die Rektoren sehen die Qualität und die Zukunft der Ausbildung von Künstlern gefährdet. Denn entgegen den Versprechungen von Ministerialbeamten vom zuständigen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst in den vergangenen Jahren soll auch das Universitäts-Budget für 2004 nicht höher ausfallen als bisher. Die Rektoren der Universität für Angewandte Kunst, für Musik und Darstellende Kunst und für Bildende Kunst in Wien, der Universität Mozarteum, Salzburg, der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz, und der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz berichteten am Dienstag der Presse von den möglichen Auswirkungen der Budgetsituation auf ihre Institutionen.

Im Vergleich mit den Jahren 2002 und 2003 mussten die Rektoren feststellen, dass die ihnen nach einem Verteilungsschlüssel des Bildungsministeriums zugedachten Budgets für 2004 zum Teil niedriger ausfallen als die Budgets für 2002. "Tatsache ist, dass die Kunstuniversitäten mit dem vom Bildungsministerium gewählten Verteilungsschlüssel auch im Jahr 2004 bestenfalls auf dem katastrophalen Budgetniveau von 2003 bleiben oder sogar darunter liegen sollen," sagte der Rektor der Universität für Angewandte Kunst in Wien, Gerald Bast.

Ungerecht behandelt fühlen sich die Rektoren der Kunstuniversitä-ten vor allem, weil der Verteilungsschlüssel nach ihren Angaben die kleine Studentenzahl ihrer Institutionen nicht hinreichend berücksichtigt. Die Studentenzahlen reichen von 600 (Uni für Bildende Kunst, Wien) bis zu 2400 (Uni für Darstellende Kunst und Musik, Wien). Die Salzburger Universität Mozarteum hat nach Angabe ihres Rektors Roland Hass 1600 Studierende.

Woran wird es fehlen? Gerald Bast befürchtet, die für die Arbeit seiner Studierenden wichtigen Ausstellungen und Publikationen einstellen zu müssen. Roland Haas berichtete vom ständigen Bedarf der Musikuniversität, Instrumente zu erneuern (darunter hunderte von Klavieren), Computer und -programme anzuschaffen und den Bestand der Bibliothek zu pflegen.

Im Jahr 2003 auf alle Investitionen verzichtet

Im "Katastrophenjahr" 2003 habe man mit Aussicht auf eine Verbesserung 2004 auf jegliche Neuanschaffung verzichtet, sagte Haas, aber jedes längere Warten gehe an die Substanz. Auch die Kunstuniversität Graz hatte 2003 einen Investitionsstopp und warnt, dass die "im Universitätsgesetz 2002 vorgesehenen gesetzlichen Verpflichtungen nicht realisiert werden können". Darin geht es um die Herstellung der Strukturen - Gremien, Abteilungen -, welche die Universitäten für ihr selbstständiges Arbeiten und Haushalten brauchen.

Rektor Reinhard Kannonier von der Kunstuniversität Linz nannte Mehrkosten von 500.000 Euro, die allein durch die Umsetzung des Uni-Gesetzes entstehen und mit für einen Fehlbetrag von 1 Million Euro im Jahr 2004 sorgen werden.

Spielraum für Einsparungen haben die Kunstuniversitäten nur sehr wenig. "Achtzig Prozent der Ausgaben sind festgeschrieben für Personal, Gebäudeerhaltung und Energie," erläuterte Gerald Bast die Lage weiter. Trotz gleich bleibender oder sinkender Budgets müsse man gesetzliche Gehaltserhöhungen und Vorrückungen bezahlen, ergänzte Haas. Dazu gilt ab 1. Jänner 2004 ein Entlassungsstopp bis 2006, der eine Verringerung des festen Personals nicht möglich mache.