Salzburger Nachrichten am 13. Juni 2006 - Bereich: Kultur
Literatur
Karl Kraus Anlässlich des 70. Todestages von Karl Kraus (1874-1936, im Bild aus
1903) zeigt das Literaturhaus Wien Zeitschriften, Bücher und Handschriften
aus der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur. Die
Ausstellung - am Montagabend eröffnet - wurde vom Leiter der
Dokumentationsstelle, Heinz Lunzer, konzipiert. Dieser hat als Leitsatz
ein Zitat aus der "Fackel" gewählt: "Diese Gewähr eines moralischen
Gewinns liegt in einer geistigen Disziplin, die gegenüber dem einzigen,
was ungestraft verletzt werden kann, der Sprache, das höchste Maß einer
Verantwortung festsetzt und wie keine andere geeignet ist, den Respekt vor
jeglichem andern Lebensgut zu lehren." Zu sehen sind frühe Schriften, späte Texte (in Handschriften und
korrigierten Bürstenabzügen), Programme und Unterlagen zu Vorlesungen,
Fotografien von Karl Kraus und seiner Wohnung sowie Dokumente von
Reaktionen seiner Freunde nach dessen Tod. Information im Internet: www.literaturhaus.at. Bis 13. September. Barbara Frischmuth wird anlässlich ihres 65. Geburtstages im Literaturhaus in Graz nächste
Woche mit einem Symposium (am 22. und 23. Juni) zum Thema "Denken, was
nicht sein darf, und was nicht ist, erfinden!" geehrt. Am Freitag, 23.
Juni, wird die Ausstellung "Blattwerk. Flower Paintings" mit Bildern Marta
J. Kaemmers und Texten Barbara Frischmuths eröffnet; danach lesen György
Dalos (Berlin), Aysel Özakin Ingham (London) und Elif Shafak (Istanbul,
USA). Barbara Frischmuth wurde am 5. Juli 1941 in Altaussee in der Steiermark
geboren. Sie studierte Englisch, Türkisch, Ungarisch und Orientalistik.
1962 wurde sie Mitglied des Grazer "Forum Stadtpark". Sie war
Gründungsmitglied der Grazer Autorenversammlung, die sie 1989 aus Protest
gegen deren Haltung in künstlerischen Fragen verließ. Barbara Frischmuth
lebt und arbeitet in Bad Aussee. Im Vorjahr erhielt sie den Ehrenpreis des
Österreichischen Buchhandels für Toleranz. Ihr jüngster Roman "Der Sommer,
in dem Anna verschwunden war" erschien 2004. Information: www.literaturhaus-graz.at Thomas Bernhard wäre heuer, am 9. Februar 2006, 75 Jahre alt geworden. Daher eröffnet
das Literaturhaus Salzburg heute, Dienstag, um 19.30 Uhr eine Ausstellung.
Darin wird vor allem Thomas Bernhards (Bild: SN/Literaturhaus
Salzburg/Bernhard-Archiv) Beziehung zu den Verlagen Otto Müller, Residenz
und Suhrkamp dargestellt. Konzipiert ist diese Ausstellung von Martin
Huber und Manfred Mittermayer. Die beiden haben Briefe und Typoskripte aus
Thomas Bernhards Nachlass im Thomas-Bernhard-Archiv in Gmunden ausgewählt
und sie durch Fotos, Dokumente und Materialien aus den genannten Verlagen
ergänzt. Künstlerisch gestaltet wurde die Ausstellung von Peter Karlhuber.
Bernhards wichtigster Verleger war Siegfried Unseld vom Suhrkamp
Verlag. Diesem schrieb er im Jahresendbrief von 1973: "Lieber Siegfried
Unseld, während ich eine gute Musik höre, um sechs Uhr früh, denke ich,
dass wir nicht voneinander zu trennen sind und etwas machen, was andere
nicht machen können."Info: www.literaturhaus-salzburg.at |