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Wilde Zeichen, weite Reisen, fremde Blicke und Jonathan Meese

24.03.2011 | 18:30 | STEFAN MUSIL (Die Presse)

Factory, Forum Frohner, Kunsthalle Krems, Kunstraum Stein. Auf der Kunstmeile lässt sich Kunst in allen Facetten erleben, und so reiht sich auf der Kunstmeile Krems eine Institution an die nächste.

Krems. Die Wachau ist eine einzigartige Kulturlandschaft. Krems bietet dazu die adäquate Kunstlandschaft an. Und so reiht sich auf der Kunstmeile Krems eine Institution an die nächste, die spannende Kunstausstellungen und Projekte bereithält. Neben den großen Solitären Kunsthalle und Karikaturmuseum finden sich noch eine ganze Reihe anderer Perlen. So etwa die Factory, die, immer am Puls der Zeit, internationale und österreichische junge Kunst präsentiert. Ab 27.März erobert sich der 1979 geborene Hamburger Ole Aselmann den Raum der Factory. Unter dem Titel „Berlin–Beijing“ wird eine seiner Rauminstallationen dort zu sehen sein. Aselmann lässt sich in seiner Arbeit von Happening und Aktionskunst der 1960er-Jahre inspirieren und verbindet dafür Video, Malerei, Klang und Performance zu einem großen Ganzen. Zentrales Thema seiner Arbeiten sind Reisen, in denen er die Welt und die Kultur auf ungewöhnliche Art untersucht.
Daraus entwickelt er multimediale Reiseberichte, die weitab vom Gewohnten landen. So trifft man auf der Route „Berlin–Beijing“ etwa auf ukrainischen Borschtsch, amerikanische Kochshows und Albträume des Dalai-Lama.

 

Enfant terrible Jonathan Meese

Für dieses Projekt kooperiert man mit dem Donaufestival und bietet dabei auch einen Programmpunkt der außergewöhnlichen Art an: Das Star-Enfant-terrible der deutschen Kunstszene, Jonathan Meese, konnte am 30. April für einen Vortrag in der Kunsthalle Krems gewonnen werden. Meese wird dabei auf seine ganz eigene Art zur Globalisierungskritik ansetzen und zur „totalen Mobilmachung der Kunst“ aufrufen. Ole Aselmanns Ausstellungsprojekt ist übrigens im Rahmen des niederösterreichischen Artist-in-Residence-Programms entstanden. Der Künstler konnte seine Arbeit während eines zweimonatigen Stipendiumaufenthaltes in der Stadt entwickeln. Dieses „AIR“ genannte Programm feierte im Oktober 2010 sein zehnjähriges Bestehen. Seit der Gründung von AIR ist es gelungen, über 400 Künstler aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur und Musik nach Krems einzuladen, um sich mit dem Ort künstlerisch auseinanderzusetzen.
Eine relativ junge Institution ist das Forum Frohner. Dieses wurde 2007 im Komplex des Minoritenklosters eingerichtet. Ausgehend vom vielfältigen Schaffen des im Jänner 2007 verstorbenen Künstlers Adolf Frohner gestaltet man hier Personalen ebenso wie Themenausstellungen. Ab 27. März geht es um „Wilde Zeichen. Graffiti in der Kunst“. Eine Schau, die Arbeiten von bildenden Künstlern wie Brassaï, Gilbert & George, Rudolf Stingel und Marlene Hausegger mit denen von Graffiti-Künstlern wie Os, JR, TILT und Ben Eine konfrontiert.

Ebenfalls im Minoritenkomplex befindet sich der Kunstraum Stein, in dem man sich künstlerisch mit der Geschichte und der Kultur der Region auseinandersetzt und somit neue Blickwinkel schaffen möchte. „Fremde Blicke. Reisende im Körper der Stadt“ heißen die jüngsten Untersuchungen, bei denen unter anderem die AIR-Stipendiatin Gitte Schäfer Krems unter die Lupe genommen hat.


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