Praktikable Intervention | |
Das Bauen für die sprichwörtliche Ewigkeit werde immer weniger den heutigen urbanen Bedürfnissen gerecht, meint Stararchitekt Adolf Krischanitz. |
"Pavillon kommt ja von 'Papillon', von
'Schmetterling'", erklärt Adolf Krischanitz. Nicht nur etwas Schwebendes,
sondern auch etwas Unstetes zeichne sie aus. Der Wiener Stararchitekt hat
schon viele Pavillons gebaut. Vom Traisen-Pavillon in St. Pölten bis zum
Österreich-Pavillon auf der Frankfurter Buchmesse.
Am kommenden Donnerstag eröffnet Krischanitz - in Sichtweite seines
Ateliers - seinen nächsten Pavillon: An der Stelle der 1991 von ihm
errichteten und kürzlich abgetragenen Kunsthalle Wien hat er einen
"project space" hingestellt. Eröffnet wird der transparente Glaskubus, der
250 Quadratmeter Ausstellungsfläche, einen Veranstaltungsraum und ein
Cafe-Restaurant beherbergt, mit einer kleinen Werkschau über "Die
Pavillons des Adolf Krischanitz". "Immer ein Provisorium" "Ich habe damit gerechnet, dass die Kunsthalle wieder
abgetragen werden muss", gibt sich Krischanitz im APA-Gespräch
illusionslos. "Sie war ja immer als Provisorium gedacht und hatte, da sie
mehr als doppelt so lang als ursprünglich vorgesehen gestanden ist, ihre
Halbwertszeit auch längst überschritten."
Dass für "die dritte Version der Kunsthalle" (Krischanitz), deren
Erstversion für die Ausstellung "Von der Natur in der Kunst" als Halle in
der (Winterreit-)Halle diente, nicht wie vorgesehen die alten Stahlträger
verwendet wurden, hat nichts mit dem Zahn der Zeit zu tun: "Der Stahlpreis
ist so gesunken, dass uns Recycling teurer gekommen wäre als das Verwenden
neuer Träger." "project space" für 10 Jahre Architektur auf Zeit - auch der neue "project space" ist vorläufig nur
auf zehn Jahre genehmigt - wäre rascher herstellbar, von den Widmungen her
rascher durchzusetzen und ermögliche so Schnellinterventionen im
Stadtraum, die immer wichtiger würden, meint Krischanitz. Container verkauft Der alte, einst heftig umstrittene Container der "Kunsthalle" wird
übrigens nicht, wie kurzfristig überlegt, bei der Universität für
Angewandte Kunst aufgestellt, sondern wurde schließlich an die
Abbruchfirma verkauft - was die Abrisskosten reduzierte. Ob die Halle nun verschrottet oder irgendwo als Lagerhalle verwendet
wird - "in dem Fall werden sie sicher ein Satteldach draufmachen" -
scherzt Krischanitz, weiß der Architekt nicht. Es interessiert ihn auch
nicht wirklich. Auch seine Pavillons für Frankfurt und St. Pölten erlitten
bereits ein ähnliches Schicksal: Da sich kein Käufer fand, wurden sie vom
Aufsteller bzw. vom Abbruchunternehmen selbst verwertet. Für Krischanitz
ist das kein Problem: "Es hat keinen Sinn, bei temporären Objekten zu
leiden". Mehr Stress bei temporären Bauten "Man will natürlich immer ganz fix und ganz groß bauen", gibt der
Architekt, zu dessen prominentesten Bauten die Kunsthalle Krems, die Neue
Welt Schule im Wiener Prater und die Lauder Chabad Schule im Wiener
Augarten zählen, unumwunden zu. Schließlich habe der Architekt bei
temporären Bauten mehr Stress und - auf Grund der geringeren Bausumme -
meist weniger Verdienst, dafür ein hohes Maß an Aufmerksamkeit: "Pavillons
stehen eigentlich immer am falschen Ort. Das müssen sie, um zu
funktionieren. Insofern war auch bei der Kunsthalle der damalige Skandal
durchaus in meinem Sinn. Die Gefahr war damals nur, dass die
Kulturstadträtin Pasterk das nicht durchstehen würde." Link: Kunsthalle
Wien | ||||||