"Jesus vor Pilatus" (links) von Ernst Fuchs ist eines von 150 gezeigten Werken.
Wien - Die breitgefächerte Wiener Museumslandschaft erhält ab dem kommenden Samstag (15.1.) ein neues Haus: Im Palais Palffy in der Wiener Innenstadt, in dem das Österreichische Kulturzentrum beheimatet ist, eröffnet das "Phantasten Museum Wien". Auf zwei Ebenen und rund 550 Quadratmetern Ausstellungsfläche widmet man sich dort heimischen und internationalen Vertretern des Phantastischen Realismus. Die Dauerausstellung präsentiert 150 Arbeiten von 120 Künstlern und wird im Februar erstmals durch eine Sonderausstellung ergänzt.
Bei einer Vorabbesichtigung erklärte der Geschäftsführer des seit 1958 im Palais angesiedelten Kulturzentrums, Erich Peischl, dass das Museum eigentlich "zufällig" im Haus entstanden sei. Die Idee geht zurück auf einen Plan des Kunstsammlers Gerhard Habarta aus dem Jahr 2000, der damals den Kulturpark "Paradiso" in der Nähe der Ernst Fuchs Villa in Wien vorsah. Das Projekt scheiterte, in der Folge veröffentlichte Habarta allerdings das "Lexikon der phantastischen Künstler" (2009), das auch eine wesentliche Grundlage für das jetzt entstandene Museum darstellt. "Wir haben Glück, das nun zu konzeptionieren und die Arbeiten zur Verfügung gestellt zu bekommen", so Peischl. Für Habarta sei mit dem Museum quasi ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.
Österreichische ...
Der Rundgang durch die Schau beginnt bei den Ursprüngen der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, die nach dem Zweiten Weltkrieg rund um die Protagonisten Fuchs, Brauer, Lehmden, Hutter und Hausner entstanden ist. Ein Beispiel für diese Anfänge ist auch Fritz Janschkas Werk "Das große Lalula" (1946), eine Bleistiftzeichnung mit ineinanderfließenden Figuren von unterschiedlicher Größe und Form, die sich sehr detailreich und verspielt zeigt. Von enormer Plastizität gekennzeichnet ist das Großformat "Saure Gurkenzeit" (1971) von Fritz Aigner, das einen nackten Mann mit einer Schubkarre zeigt, auf der sich überdimensionale Gurken, die zu Penissen zulaufen, befinden.
Ein Name, der in beinahe jedem Abschnitt der Ausstellung vorkommt, ist jener von Ernst Fuchs. Der Künstler, der im dritten Stock des Palais Palffy auch ein Atelier hat, fertigte für das Museum extra ein Werk an: "Jesus vor Pilatus", entstanden im vergangenen Jahr, basiert auf einer Arbeit Fuchs' aus den Jahren 1955/56, und ist von einer kühlen, beinahe mechanistischen Stimmung geprägt. Fuchs begegnet man aber auch in dem Bereich, der sich dem "Pintorarium" widmet, das der Künstler gemeinsam mit Friedensreich Hundertwasser und Arnulf Rainer gegründet hat. Plakate und Fotos der Körperbemalungsaktionen zeichnen ein Bild der Entstehungsgeschichte und Arbeitsweise dieser Gruppe. Ebenfalls vertreten sind so prominente heimische Künstler wie Maria Lassnig oder Arik Brauer.
... und internationale Künstler
Peischl betonte beim Rundgang, dass das Museum ohne Förderung arbeitet, also alles privat finanziert wurde. Das damit verbundene Risiko sei einerseits zwar schlecht, andererseits aber auch ein Vorteil, da man flexibler arbeiten könne: "Sonst hätte das Projekt wahrscheinlich fünf Jahre bis zur Realisierung gebraucht." So habe man etwa ein Jahr an der Entwicklung gearbeitet. Mit der thematischen Ausrichtung sei man nicht nur in Wien, sondern eigentlich weltweit das erste Museum dieser Art. "Unser Vorteil ist, dass die anderen Museen diese Richtung eigentlich nicht zeigen", so Peischl. Die gezeigten Arbeiten sind Leihgaben der Künstler und privater Sammler, man hat aber auch mit der Stadt Wien und dem Wien Museum zusammengearbeitet.
Neben heimischen Vertretern und Klassikern des Phantastischen werden auch aktuelle und internationale Künstler und Strömungen präsentiert. Im letzten Abschnitt der Schau sind u.a. Arbeiten der Britin Brigid Marlin ("Wolves in the Cathedral") oder des russischen Künstlers Victor Safonkin ("Whale Hunter") zu sehen. Ebenfalls vertreten ist die deutsche Gruppe "Die neuen Meister" rund um Siegfried Zademack. Die erste Sonderausstellung im Februar wird in der Galerie im ersten Stock aus Arbeiten von 30 französischen Künstlern bestehen, die sich inhaltlich mit dem Fragezeichen auseinandersetzen. Bei der Eröffnung am Samstag werden neben Peischl, Habarta und dem Präsident des Kulturzentrums, Piero Banchero, auch Künstler anwesend sein und ein 320 Seiten starker Katalog zur Ausstellung präsentiert. (APA)
"Phantasten Museum Wien" im Palais Palffy, Josefsplatz 6, 1010 Wien; Eröffnung am 15. Jänner um 10 Uhr, Eintritt 9 Euro
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