Die Revolution der digitalen Klänge und
Bilder ist fixer Bestandteil einer modernen Medienkultur. Doch
die Leistungsfähigkeiten moderner Rechner überfordern das
analoge System Mensch bisweilen. Selbst klug Erdachtes kann
nur beschränkt aufgenommen werden. Das zeigte sich auch am
Sonntag beim "klassischen" Ars-Konzert "Some sounds and some
fury".
Der Auftakt fand traditionell im Lentos mit Maki
Namekawa statt. Die Pianistin konnte wieder einmal ihre
Meisterschaft im Umsetzen neuer Partituren, diesmal von Ludger
Brümmer, beweisen. Besonders beeindruckend: "Move" für
Klavier, Live Electronics und Video. Hier harmonierten
wirklich alle Komponenten multimedialer Komposition
ideal.
Packender zweiter Teil
Doch auch
der ebenfalls bereits übliche zweite Teil mit dem
Brucknerorchester unter Dennis Russell Davies bot ideale
Eindrücke. Philippe Manoury ist sowohl Komponist als auch
fundamentaler Musiktheoretiker. Sein gigantisch groß besetztes
Orchesterwerk "Sound and Fury" ist trotz aller Mathematik ein
packendes, emotional tief beeindruckendes Spiel zwischen zwei
gleichen - links und rechts angeordneten Gruppen des
Orchesters.
John Cage, visualisiert
Diese
theoretischen Ideen übernahmen 1nOut (Robert Praxmarer und
Reinhold Bidner) in eine dichte Bilderwelt.
Ganz
konträr dann Jorn Ebners Konzept für präpariertes Klavier und
Kammerorchester von John Cage. Von fragilen, handgezeichneten,
geometrischen Figuren unterstützt, überzeugte Maki Namekawa
auch hier mit ihrer zwingenden Interpretation.
Ein
voller Erfolg
Nach einer Stippvisite im Donaupark
mit etwas eintönigen Bytes von David Behrman folgte das
ebenfalls etwas langatmige "Loudspeakers" von Charles
Amirkhanian.
Den größten Applaus beim sehr zahlreichen
Publikum löste dann Ryoichi Kurokawas "audivisual crossmedia
concert" aus. In seiner dichten, schlichten Machart, war es
trotz der Lautstärke, und der schnellen Bildfolge höchst
beeindruckendund mitreissend.
Entschieden zu laut
geriet jedoch Naut Humons "Re-Machinations" als Wechselspiel
von Computer-, Cello- (Ulrich Maiss) und Imagemachine (Masako
Tanaka).
Alles in allem: Dieser Abend war nicht nur
ausgezeichnet kuratiert, sondern mit einem aufschlussreichen
Programmheft und den hervorragenden Aufführungen auch ein
voller Erfolg. Erkenntnis: Schlussendlich ist doch alles
wieder analog, weil wir Menschen halt nur so funktionieren.
vom 05.09.2006 |