Kultur

Gegen Wände schaukeln

06.11.2007 | SN
Wie kommt in der prächtigen Traditionsstadt Salzburg die zeitgenössische Kunst zu ihrem Platz? Die neue Reihe "Konstruktive" erlaubt sich originelle Antworten.

BERNHARD FLIEHER SALZBURG (SN). Das "ewige Gejammere über Salzburg als Position" war der 32-jährigen Eva Musil nicht genug. Es musste etwas passieren. Auf der Suche nach Partnern, die dem Jammern ein künstlerisches Tun entgegensetzen wollten, wurde Musil schnell fündig.

Das Resultat der Suche ist eine neue Reihe für zeitgenössische Kunst, heißt "Konstruktive", wird heute, Dienstag, eröffnet und dauert eine Woche. Von Soundkunst - inspiriert von "The Sound of Music", wie könnte es anders sein, - bis zu einem handgestickten Salzburg-Stadtplan reicht das Angebot.

Klein, fein, durchaus mit Ironie, vor allem aber aus überraschenden Blickwinkeln wird gezeigt, wie "die gegenwärtige Generation" mit "einer schwergewichtigen kulturellen Vergangenheit" umzugehen versteht.

Die erste Ausgabe der "Konstruktive" dient als Standortbestimmung. Eine "einleitende Erörterung" soll die Premiere sein.

Eines der Projekte bei der "Konstruktive" ist ein von Musil entworfener "Spielplatz". Blöd nur, dass sich auf dem nicht herkömmlich spielen lässt. Drei Kinderschaukeln stehen so nahe an einer Wand, dass sie ihrer ursprünglichen Funktionsweise beraubt sind. "Wir alle haben Möglichkeiten, aber wir sind nicht frei", sagt Musil. Die Schaukel wird Testobjekt. Lassen sich die Benutzer durch die Behinderung des normalen Bewegungsablaufes zu neuen Nutzformen anregen - oder lässt man sich das Spiel verderben?

In diesem Spannungsfeld zwischen Aufgabe und Aufgeben, dem Herkömmlichen, also dem Traditionellen, und dem Abenteuer, also dem Neuen, positioniert sich die "Konstruktive" in Bezug auf ihren Heimatort Salzburg. Ausgangspunkt seien hier immer "bewahrende Kräfte", die sehr schnell und sehr oft "reflexartige Skandalisierung jeglicher zeitgenössischer Äußerungen als Endresultat" hätten. Diese Stadt, deren Identität sich zum großen Teil aus ihrer künstlerischen und kulturellen Geschichte konstituiere, stelle "für Produzenten zeitgenössischer Kunst eine wirkliche Herausforderung dar". Mit dieser lokalen "Großwetterlage" wolle man konstruktiv umgehen.

Räume für Kunst in Beschlag nehmen "Schnell einig" waren sich die Organisatoren Patricia Deiser, Barbara und Eva Musil und Karl Schönswetter, dass die Reihe "keinesfalls in bereits abgesteckten Kunsträumen stattfinden soll". Spannender sei es, "Räume in Beschlag zu nehmen, die noch gar nicht in dieser Form bespielt waren".

Gedacht ist die "Konstruktive" als jährliche Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe. Jedes Jahr soll ein anderes Thema gewählt werden. Das Lokalkolorit will man beibehalten: "Inspiriert wird das Thema vom lokalen Klima", sagt Musil. Der unmittelbare Salzburgbezug der Künstler, wie das heuer der Fall ist, wird keine Bedingung für die Teilnahme sein: "Die meisten gesellschaftsrelevanten Themen, wenn man sie etwas abstrahiert, lassen sich sowieso auf so ziemlich jeden Ort anwenden."Info: www.konstruktive.org; Eröffnung: Heute, Dienstag, Nonntaler Hauptstraße 9a, Salzburg (19 Uhr).

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