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Kunstberichte

Maler Wilfried Kirschl tot

Von Krista Hauser

Aufzählung Doppelbegabung als Maler und Autor.

Innsbruck/Wien. Der Tiroler Künstler und Schriftsteller Wilfried Kirschl ist am Donnerstag nach langer, schwerer Krankheit in Innsbruck knapp vor seinem 80. Geburtstag gestorben.

Malen oder schreiben, malen und schreiben? Wie für viele Doppelbegabte war die Entscheidung auch für den am 27. April 1930 in Wörgl geborenen Kirschl nicht einfach. Gerade in den letzten Jahrzehnten hatte das Schreiben über Andere, über Gerhild Diesner, Hilde Nöbl, Carl Moser und Anton Tiefenthaler, oft Vorrang. Kritisch und fachlich unanfechtbar hatte er für das zweibändige Mammutwerk jahrelang Leben und Kunst von Albin Egger-Lienz erforscht.

Am Anfang seines vielseitigen Schaffens stand ausschließlich die Malerei. Unter schwierigen Bedingungen hatte er an der Akademie für Bildende Kunst in Wien bei Boeckl und Dobrowski studiert, alle zu vergebenden Preise bekommen, doch Tirol und Wien waren ihm zu eng. Ihn zog es nach Frankreich, nach Paris, in die Provence, wo er sein Licht, auch die eigene innere Ordnung und die Ordnung der Dinge fand. Auf seinen architektonisch aufgebauten Stadtansichten, den Ölbildern und Zeichnungen der griechischen Inseln, auch auf den an Morandi erinnernden Stillleben tauchen immer wieder Kegel, Kugel, Würfel und Zylinder auf, die zentralen Formen der Geometrie. Flächen werden gebrochen, Formen verschachtelt.

Bleibt noch anzumerken, dass Wilfried Kirschl als Mitbegründer der Taxisgalerie, als Ausstellungsmacher, Kurator und kritischer Geist Tirols Kulturleben prägte und bewegte.

Printausgabe vom Samstag, 30. Jänner 2010
Online seit: Freitag, 29. Jänner 2010 18:56:02


Kommentare zum Artikel:

30.01.2010 09:22:37 Lieber Wilfried,
mit Wehmut mussten wir nun auch von Deinem Abschied, so kurz nach dem Tod Deiner Schwester Linde erfahren.

Wir trauern mit Deiner Familie um Dich, Deine Bilder begleiten uns und werden Dich immer lebendig erhalten -

DI Kurt & Helga Jacobs,
Dr. Sven Jacobs mit Familie
Eva Marchetti mit Familie
Iris Jacobs mit Familie
Iris Jacobs
30.01.2010 04:11:37 Wieder einmal ist einer der Größten uns entgangen
Hauptsächlich habe ich ihn erlebt als kritischen Geist, der die hiesige Politik Kraft seiner tatsächlichen Autorität in Kalamitäten brachte. Gemeinsam mit Paul Flora, der ja im letzten Jahr weggestorben ist, hat er einiges bewegt.
Wir hoffen dass es Jüngere gibt, die das Format erringen um ihn würdig zu vertreten.
Sowohl in der Kunst als auch in der Zivilgesellschaft !

Höre gerade die "Schöpfung"- eine Messe von Haydn. Gute Kreativität. Oder "Der Wille zur Schöpfung" frei nach Nietsche, aber in seinem Sinne dennoch.
Heinz Feichtinger
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