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Kunst und Technik |
"Mich haben nie die spektakulären touristischen Event-Architekturen interessiert, sondern die subtilen Eingriffe, bei denen die Oberfläche Berg in ihrer ästhetischen Wahrnehmung verändert wird", so Margherita Spiluttini. |
"Entwurf für eine Welt ohne Menschen"
nannte der österreichische Schriftsteller Peter Rosei in den 70er Jahren
eine Erzählung. Ähnliches geht dem Betrachter der Fotografien von
Margherita Spiluttini durch den Kopf, die das Technische Museum Wien ab Freitag zeigt.
Die Schau ist bis 22. September zu sehen.
Gewaltige Staumauern biegen sich Wassermassen entgegen, eindrucksvolle
Verkehrsbauwerke durchpflügen zerklüftete Berghänge, gigantische
Steinbrüche schneiden in den Fels - und nirgendwo ein Mensch zu sehen.
Margherita Spiluttini, 1947 in Schwarzach in Salzburg geboren, zählt zu
den renommiertesten Architektur-Fotografinnen. Seit vielen Jahren
beschäftigt sie sich auch mit den menschlichen Eingriffen in die
Natur.
"Komme aus gebirgiger Gegend" Bei der Presse-Vorbesichtigung erläuterte Spiluttini anhand der
verschiedenen Arbeitstitel zu diesem Teil ihres Schaffens: "Ganz lange war
der Titel einfach nur 'Berge'. Ich komme ja aus einer gebirgigen Gegend,
in der auch ein hohes Maß an Bedrohung da ist. Mitschüler von mir sind in
Lawinen ums Leben gekommen, andere haben ihre Häuser in Muren verloren.
Dann hatte ich eine Zeit lang den Arbeitstitel 'Transit', denn es geht
auch um Bewegung: Ich fahre mit dem Auto durch die Gegend und sehe durch
die Windschutzscheibe wie in einer Art Heimkino. Fast alle meine Fotos
sind mit dem Auto erreichbar. Dann hießen sie 'Stiche, Schnitte,
Brüche'."
Spannender als Kunst-Kontext Nun heißt die Schau "Nach der Natur. Konstruktionen der Landschaft".
Das beschreibe umfassend ihr Interesse, meinte die Fotografin, die
besonders die Umgebung der Ausstellung hervorhob, die spannender sei als
ein Kunstkontext. Tatsächlich ermöglicht der Rundgang auf der Galerie, die
von der Architektin Elsa Prochazka für die Präsentation der Fotos ebenso
elegant wie schlüssig mit einfachen, aus Eisenskeletten und Eternitplatten
gebauten begehbaren Boxen ausgestattet wurde, nicht nur spannende Blicke
in das Erdgeschoß. Hier begegnet einem übrigens in der Dauer-Ausstellung
etwa der von Spiluttini fotografierte Erzberg. Und der Besucher wird auch
immer wieder von geheimnisvollen Geräuschen aus den Tiefen des Museums
begleitet.
Rückeroberung durch die Natur Spiluttini zeigt in ihren großformatigen C- und SW-Prints nicht nur die
menschlichen Eingriffe, sondern dokumentiert vor allem in ihren
Steinbruch-Fotos auch die Rückeroberung des Terrains durch die Natur. Und
zuletzt findet sich doch noch ein Beweis menschlichen Lebens: Ein einziges
kleines Schwarz-Weiß-Foto aus Bad Deutsch-Altenburg zeigt nicht nur Natur,
Architektur und Technik, sondern auch zwei Arbeiter. Ein spielerisch
eingebauter "Fehler" in einer eindrucksvollen Ausstellung.
Verbindung Kunst und Technik Das Museum lebt - und soll künftig, so Direktorin Gabriele Zuna-Kratky,
die sich freut, dass mit dieser Fotoausstellung im Technischen Museum
"erstmals eine sinnvolle Zusammenführung von Kunst und Technik" gefunden
wurde, noch kräftigere Lebenszeichen von sich geben. In den
"Medienwelten", die ab Anfang 2003 präsentiert werden, soll Fotografie
jedenfalls eine wesentliche Rolle spielen. Katalogbuch Zur Ausstellung ist im Verlag Edition Fotohof ein Katalogbuch mit
Texten von Friedrich Achleitner, Ilse Aichinger und Wolfgang Kos
erschienen. Tipp Margherita Spiluttini: "Nach der Natur. Konstruktionen der Landschaft", Ausstellung im Technischen Museum Wien, vom 22. März bis 22. September, Informationen: 01/89998-6000. | ||||||||||||
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