text breit  text schmal  
drucken 
Bilder keine Bilder

derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
30. Juli 2008
17:08 MESZ

Karl Josef Gunsam, "Grünau im Almtal" , um 1965 (11.400 Euro)


Ein Blick ins andere Wien von früher
Die Galerie Elisabeth Michitsch präsentiert Künstler des Hagenbunds: Eine Rückkehr auf bewährtes Terrain

Wien - Wenn man so will, dann ist die aktuelle Verkaufsausstellung für Elisabeth Michitsch eine Rückkehr auf bewährtes Terrain. Im Anschluss an ihre Expertentätigkeit für das Auktionshaus "im Kinsky" , bezog sie 2000 in der Wiener Spiegelgasse eigene Galerieräumlichkeiten. Dort punktete sie mit einem Mix aus angewandter Kunst des Jugendstils, garniert mit bildender Kunst. Letztere gewann im Laufe der Jahre an Oberhand, irgendwann hatte dann die Klassische Moderne gegenüber Zeitgenössischerem das Nachsehen.

Seit zwei Jahren residiert sie nun mit ihrem Programm - hauptsächlich Zeitgenossen aus Österreich, Deutschland und den USA - am Opernring. Mit dieser Post-War-Generation werden rund acht Ausstellungen jährlich bestückt, die Sommerwochen sind für Protagonisten der Klassischen Moderne reserviert: Nach Friedrich Aduatz (1907-1994) im vergangenen Jahr haben aktuell 22 Künstler Einzug gehalten, deren gemeinsamer Nenner die Mitgliedschaft der Künstlervereinigung Hagenbund war.

Dessen Geburtsstunde schlug am 3. Februar 1900 - aus ähnlichen Gründen wie drei Jahre zuvor bei der Wiener Secession, nämlich aus Unzufriedenheit über die Gepflogenheiten des Wiener Künstlerhauses. Mit Ausstellungen von Egon Schiele und Oskar Kokoschka zog man sich aber den Unmut des Vermieters zu und musste aus den von 1902 bis 1913 bespielten Räumlichkeiten in der adaptierten Markthalle in der Zedlitzgasse ausziehen. Unterschlupf fand man 1920 wieder im Künstlerhaus.

In der Zwischenkriegszeit war der Hagenbund wohl die führende österreichische Vereinigung bildender Künstler, stilistisch zwischen Expressionismus, Kubismus und Neuer Sachlichkeit angesiedelt. Bis zum 29. August lockt in der Galerie Elisabeth Michitsch jetzt ein entsprechender Streifzug, der Erwerbungen in einer Preisklasse von 800 (Ferdinand Michl, Farbholzschnitt, "Japanische Winterlandschaft" , 1905) bis 36.000 Euro (Josef Floch, "Lincoln Arcade Studio II" , 1958) ermöglicht.

Und abseits der typischen Wiener Dekorverliebtheit des frühen 20. Jahrhunderts? Auch solche Kontrapunkte hält die Galeristin bereit, etwa ein Beispiel für das durchaus sozialkritische, an Otto Dix erinnernde Oeuvres von Wilhelm Traeger: eine Mappe von 1932, mit zehn herrlichen Linolschnitten für 3200 Euro. (kron, DER STANDARD/Printausgabe, 31.07.2008)


© 2008 derStandard.at - Alle Rechte vorbehalten.
Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.