Er war bekannt als "malender Chronist Wiens" - nicht des Wiens der Donauplatte allerdings. In einer nostalgischen Ges-te hielt Franz Zadrazil scheinbar einfache Gründerzeit-Straßenzüge fest, immer menschenleer, aber nie misanthropisch anmutend - und setzte damit den Fünfzigerjahren, dem Fleischselcher und dem Bonbon-Geschäft ein sentimentales Denkmal. Ein Fotorealist mit poetischem Anspruch, der sich mit der reinen Wirklichkeit doch nie ganz zufrieden gab - seine Motive stellte der Rudolf-Hausner-Schüler meist aus mehreren Fotovorlagen zusammen.

Aber Wien war nicht seine einzige Liebe. Enttäuscht zog Zadrazil sich in den 80er und 90er Jahren immer wieder nach New York zurück, malte die heruntergekommenen Häuser der 42. Straße oder die rostige Unterseite der "Elevated"-Bahn vor der Brooklyn-Brücke. "Das Wien, das mich gefangen nahm, kommt mir abhanden", schrieb er einmal - Zadrazil, der "Sehnsuchtsmaler", wie er sich auch selbst nannte. Nur wenige Wochen vor seinem 63. Geburtstag ist Franz Zadrazil, wie erst jetzt bekannt wurde, am 25. Oktober nach schwerer Krankheit im AKH gestorben. sp