Artikel drucken„Zwischen 18 und 20 habe ich eine Menge gelesen. Dann habe ich plötzlich damit aufgehört. Ich hatte so viele Geschichten und Erzählungen in meinem Kopf, dass mich Literatur eher blockierte als eine gute Inspiration zu sein. Mehr als aus der Literatur gewinne ich meine Anregungen von der Straße oder aus der Kneipe am Eck. Ich fühle, dass das die Orte sind, an denen man die ganze Breite an dramatischem Ausdruck einer individuellen Psychologie studieren kann: Einsamkeit, Hass, Imponiergehabe, Rache, Abhängigkeit, Ausschweifung. Für mich spielt sich alles direkt vor unseren Augen ab.“ Das sagt der Maler Jonas Burgert in einem Interview. Jonas Burgert erzählt. Aber er erzählt keine gewöhnlichen Geschichten. Auch keine konkreten.
Deutscher Shootingstar
Der Maler kreiert in seinen, gern groß- bis riesenformatigen Gemälden ein Panoptikum der Welt. Seiner Welt. Sie ist geheimnisvoll, eigensinnig, grotesk, mystisch und theatralisch. Für den Direktor der Kunsthalle Krems, Hans-Peter Wipplinger, der die Ausstellung gemeinsam mit Karin Pernegger kuratiert hat, steht er in seinen malerischen Erkundungen in der Tradition des jahrhundertealten Motivs des Welttheaters. Es sind „Weltdeutungsversuche“, die die Leinwand als ihre Bühne begreifen, um die „Abläufe des Weltgeschehens auf eine andere, magische Weise sichtbar“ zu machen. Burgerts eigene Fantasie mischt sich dabei gern und behände mit Gefundenem, sei es aus der Kunstgeschichte oder aus anderen Medien. Gemeinsam mit der Kunsthalle Tübingen hat man in Krems dem 1969 in Berlin geborenen deutschen Shootingstar nun die erste institutionelle Personale gewidmet. Sie zeigt einen Querschnitt seiner seit 2005 entstandenen Arbeiten und ermöglicht damit, in das faszinierende Universum von Jonas Burgert einzutauchen.