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15.02.2003 - Ausstellung
Alleingang außer der Zeit
Carl Fredrik Hill war ein Künstler unter Verschluß. Die Wiener Bawag Foundation zeigt Gemälde und Zeichnungen des einflußreichen Schweden.


28 Jahre lang hinter verschlossenen Türen. Die Bibliothek seines Elternhaus im schwedischen Lund war von 1883 bis zu seinem Tod 1911 die Welt für Carl Fredrik Hill. Schizophrenie wurde dem ausgebildeten Landschaftsmaler mit 28 diagnostiziert - das Ende seiner Karriere in Paris, der Start seines einsamen Fluges durch Ängste und Visionen.

Mit Tusche, Kohle, Bleistift, farbigen Kreiden füllte Hill zwanghaft Blatt um Blatt. Wie sein bereits verstorbener Vater, ein Mathematikprofessor, der ebenso besessen jedes Papier mit Formeln bedecken mußte. Eine Zahl zieht auch eine nicht mehr zu klärende Spur durch die 4000 Blätter, auf denen Hill in seinem Leiden Phantasien von Sexualität, Gewalt, Verlassenheit expressiv verarbeitete: die Sieben. "777" heißt auch die Ausstellung in der Bawag Foundation, die auf Anregung des im Jänner verstorbenen Malers Walter Navratil diesen Außenseiter umfangreich in Österreich vorstellt.

Sieben Gemälde aus Hills Zeit als Landschaftsmaler und 77 Zeichnungen aus dem Malmö Konstmuseum erklären Hills Insider-Status: Von Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Baselitz, Per Kirkeby wegen seiner Radikalität in Ausdruck und Technik geschätzt und gesammelt, blieb er in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.

Und richtig: Beim Gang durch die klassisch gestaltete Ausstellung schmerzen die nicht zur Modernität passen wollenden Lebensdaten Hills wie ein Stachel: 1849 bis 1911. Ein trauriger Alleingang außerhalb der Zeit. sp

Bis 20. April. Tägl. 10 bis 18 Uhr.



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