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vom 20.06.2005 - Seite 020

STIFTER: Wasser-Lobpreisungen als Inspiration für Performance

Menschlicher Heilwasserfall

VON JULIA EVERS

Kunst zum Mitmachen präsentierte Georg Nussbaumer am Samstag im Mühlviertel. "Kirchschlager Heilwasserfall" nannte sich die Performance, die mehr als hundert Interessierte anlockte.

"Ich finde es spannend, durch alltägliche Dinge wie Flaschen, Etiketten, Trinken und Gehen im Wald eine temporäres und kollektives Kunstobjekt zu installieren," erklärte der Linzer Künstler seine Motivation.

Und so sah der Heilwasserfall aus: Eine Prozession aus sommerlich gekleideten Menschen schritt langsam den Weg zum Breitenstein hoch. Durch die auf Flaschen geblasenen Töne legte sich ein sich ständig veränderndes Klanggespinst über den Wald. Nach anfänglichem Lachen wurden auch die Teilnehmer immer ruhiger und konzentrierter. War zu Beginn für die Mitwirkenden teils nur das eigene Tuten und das der Nachbarn zu hören, wandelte sich diese Situation am Ende des Weges. Auf engem Raum ertönte ein meditatives, gespenstisches Summen in unterschiedlichen Tonlagen.

Als Anregung für den "Kirchschlager Heilwasserfall" diente Stifter selbst. Einerseits mit seinen Lobpreisungen des Kirchschlager Wassers und andererseits mit seiner Angewohnheit, Wasserflaschen nach Linz zu schicken. Diese wurden dann - auf ausdrückliche Anweisung des Dichters - mit Wein gefüllt zurückgesandt.

Instrumente mit Anweisung

KOMPOSITION FÜR WASSERTRINKER

Klanggespinst am Breitenstein

Flaschen aller Größen und Formen wurden für den Kirchschlager Heilwasserfall verwendet. Auf jedem der Behälter klebte eine individuelle Partitur-Etikette. Sie bestimmte, nach wie vielen Schritten der Teilnehmer stehenblieb und auf dem Flaschenhals Töne anblies. Anschließend wurde ein großer Schluck Wasser getrunken und dadurch in einer tieferen Tonlage weiter geblasen.


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