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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
23. Juni 2005
19:03 MESZ
Von
Anne Katrin Feßler

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leopoldmuseum.at

Bis 3. Oktober  

Foto: Leopold Museum
Josef Fruhmann wollte "nicht einfach so dahinschmieren": Informelle Malerei aus dem Jahr 1964

Der Gestrenge
Das Leopold Museum erinnert an einen eher unbekannten Vertreter des österreichischen Informel: Johann Fruhmann

Die Neupositionierung des Künstlers gelingt allerdings nicht.


Wien - Trotz des tänzelnden Pinselstrichs und ihrer vielseitigen Farbigkeit vermitteln Johann Fruhmanns Arbeiten bereits auf den ersten Blick kühle Konzentriertheit und Strenge. Derzeit sind rund 120 Werke von ihm in zwei großzügigen Räumen des Leopold Museums ausgestellt. "Strenge" ist ein Wort, das in einem Katalogbeitrag von Wilfried Skreiner aus dem Jahr 1984 mehr als einmal auftaucht.

Die Retrospektive ist die erste seit dem Tod des 1928 in Kärnten geborenen Malers vor 20 Jahren. Sie soll jemanden zurück ins Blickfeld rücken, der, wie Kurator Peter Baum bemerkt, "den Jüngeren der Kunstinteressierten weit gehend unbekannt ist": Fruhmann, Mitglied des legendären Art-Clubs und Persönlichkeit des österreichischen Informel der 50er- und 60er-Jahre, einer Phase, der auch die größte Werkgruppe der Ausstellung gewidmet ist.

Baum setzt bereits bei frühen Aktzeichnungen an. Recht bald danach taucht Fruhmann in eine längere Phase der geometrischen Abstraktion ein. Je nach Komposition spielt der Künstler hier mit Farb-, Form- und den durch Spachteln und Tupfen variierenden Oberflächeneindrücken. Ab 1955 werden die Bildelemente größer und organischer, der körnige Eindruck resultiert aus den groben Strukturen der Leinwände.

Die Eigenart von Fruhmanns informeller Phase zeigt sich im Vergleich: Der amerikanische abstrakte Expressionismus und der französische Tachismus rückten den spontanen, intellektuell ungesteuerten Malvorgang ins Zentrum, Formfindung war nicht angestrebt, sondern lediglich zufälliges Nebenprodukt.

Nicht so bei Fruhmann: Er misstraute der expressiven Geste. Action Painting, so ist es überliefert, habe ihn ganz verzweifelt gemacht. "Da muss doch eine Form sein, eine Komposition, man kann doch nicht einfach so dahinschmieren", zitierte ihn einmal seine Frau Christa Hauer, Begründerin der Galerie im Griechenbeisl. Er bleibt, obwohl sein Strich zunehmend gestischer und dynamischer wird, immer kontrolliert und der Komposition verpflichtet.

Sein Werk sei "für die Aufarbeitung von Informel und abstraktem Expressionismus in Österreich ein Maßstab", so Direktor Rudolf Leopold. Anschaulich wird dies in der Schau, die eine Neubewertung der Position Fruhmanns erreichen will, nicht. Die Entwicklung des Oeuvres wird zwar logisch und stimmig, aber völlig isoliert vom Schaffen seiner Zeitgenossen nachgezeichnet.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.6.2005)


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