Salzburger Nachrichten am 25. Jänner 2006 - Bereich: Kultur
Ende der Flügellosigkeit

Die Aussicht, dass Linz im Jahr 2009 Europäische Kulturhauptstadt sein wird, löst eine beispiellose Bereitschaft zu Investitionen in Kultur aus.

Linz (SN-hkk). Eines der zu restituierenden Gemälde Gustav Klimts, sollte von Oberösterreich gekauft werden. Mit diesem Vorschlag ließ am Dienstag Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich und früher Wirtschaftslandesrat in Oberösterreich, aufhorchen. Interesse bestehe am Bild "Häuser in Unterach am Attersee", sagte Leitl in einem Radiointerview. Dies wäre "eine großartige Bereicherung des Landes Oberösterreich".

Klimt habe oft in Oberösterreich gearbeitet, Teile seines Werkes gehörten daher zur kulturellen Geschichte dieses Bundeslandes, erläuterte Leitl. Den Ankauf könnten oberösterreichische Unternehmen als Sponsoren, Banken als Geber von zinsenlosen Darlehen sowie Land Oberösterreich und Stadt Linz finanzieren. Leitl nannte einen Betrag von etwa 25 Mill. Euro. Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) sagte laut Meldung der APA, diese Idee sei "dann realistisch, wenn das Bild öffentlich zugänglich ist und wenn die Wirtschaft dabei ist". Während Pühringer als neue Heimat des Bildes die Landesgalerie vorschlägt, sagte Leitl, es könne auch im Lentos (ein Museum der Stadt Linz) ausgestellt werden.

Die Idee, das Klimt-Bild zu kaufen, ist eines der kulturpolitischen Vorhaben in Oberösterreich. In der Vorwoche beschloss die Landesregierung, den Südflügel des Schlosses neu zu bauen. Rund 24 Mill. Euro sind zu investieren, um für die Landesmuseen eine Nutzfläche von 6000 Quadratmetern zu schaffen.

Es gebe seit Jahrzehnten Pläne, den verlorenen Flügel zu ersetzen, erläuterte Peter Assmann, Direktor der Oberösterreichischen Landesmuseen, den SN. Dank des Titels "Kulturhauptstadt" sei es gelungen, dies konkret zu machen und für die Landesmuseen zu nutzen. "Wenn alles glatt geht, dann haben wir Mitte 2009 eine schöne Eröffnung."

Die wichtigsten Ausstellungsräume der Landesmuseen sind derzeit die Landesgalerie an der Museumsstraße (morgen, Donnerstag, wird dort die Ausstellung "Schattenspiel" eröffnet) und das Schlossmuseum. Mit dem Südflügel werde es möglich, endlich die Exponate aus Natur und Technik zu präsentieren, sagte Assmann. Oberösterreich habe - nach Wien - Österreichs zweitgrößte naturhistorische Sammlung. Die technische Sammlung sei die älteste in Österreich und habe einzigartige Spezialbereiche wie Radiogeschichte. Zudem soll Platz für Sonderausstellungen, Besucherzentrum, Café und Shop sein.

Mit dem Bau des Südflügels würden die Landesmuseen wieder als das erlebbar, als das sie 1833 gegründet worden seien: als "Portal zur Region" und als Universalmuseum mit Geschichte, Kunst, Natur und Technik, betonte Assmann.

Weitere Großvorhaben in der künftigen Kulturhauptstadt: Das Ars Electronica Center wird um rund 25 Mill. Euro erweitert. Der größte Coup sollte das neue Musiktheater um etwa 100 Mill. Euro werden, das allerdings bestenfalls Ende 2009 fertig sein könnte.