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25. September 2009
13:25 MESZ
"Lange Nacht der Museen" auf Expansionskurs
650 Häuser nehmen teil - über Landes- und Genregrenzen hinweg

Wien - Mit 650 Teilnehmern hat die "Lange Nacht der Museen" in ihrer zehnten Ausgabe am 3. OKtober erneut einen Rekordwert aufzuweisen und sich mit Beteiligung aus Slowenien, der Slowakei und Liechtenstein auch im Radius erweitert. Gerechnet auf die Bevölkerungsdichte ist die österreichische "Lange Nacht " jedenfalls die umfangreichste in Europa. Vor allem in den Bundesländern ist das Angebot stark gewachsen: Neben Schwerpunkten für Joseph Haydn oder dem neuen Arnulf Rainer Museum in Baden haben sich zwischen Bierbrauerei, Geldfälschung und Skisport auch viele Häuser jenseits der Kunst angeschlossen.

Ticketpreise

Wie jedes Jahr gibt es für das junge und jüngste Publikum mit etwa 200 Aktionen ausgiebiges Programm, das dann auch gleich im jeweiligen Kinderpass eingetragen werden kann. Für Erwachsene kostet ein Ticket zum Normalpreis 13 Euro und gilt in allen Institutionen sowie als Fahrschein für die Shuttlebusse, die vom "Treffpunkt Museum" in jeder Landeshauptstadt (in Vorarlberg allerdings in Dornbirn) aus in die Häuser starten. In Wien ist der Treffpunkt am Heldenplatz und die Routen zahlreich: 94 Stationen decken sie ab - von Besonderheiten und Skurrilitäten wie dem Rauchfangkehrer- , Bestattungs-, oder Schneekugelmuseum bis zu den großen Museen wie dem Naturhistorischen ("Was Sie schon immer über Sex wissen wollten") oder dem Belvedere.

Hier geht es im Oberen Barockschloss festlich zu, Erscheinen in "Hut oder Perücke", wäre laut Museumsdirektorin Agnes Husslein-Arco durchaus angebracht: Empfangen werden die Gäste nämlich von Marie Antoinette (dargestellt von der Schauspielerin Lena Reichmuth), die aus Geschichten ihres Hochzeitsballs liest, spätabends werden dann Rokoko-Tänze aufgeführt, während im Unteren Belvedere bei Ferdinand Waldmüller Musik aus dessen Zeit erklingt und sich im Augarten Contemporary nach Mitternacht junge Künstler als DJs üben. Für die eigenen Museumsstücke zu Hause hat das Liechtenstein Museum in Kooperation mit dem Dorotheum eine Schätzstelle eingerichtet und möchte Besucher dazu anregen "ihre eigenen Sammelleidenschaften zu reflektieren".

Museumsquartier startet früh

Im erstmals teilnehmenden Gartenbaumuseum gibt es eine Zeitreise durch Baumschulwesen und Floristik, im Hotel de France eine Puppen- und Teddybärenausstellung und mit dem Twin City Liner geht vom Schwedenplatz um 19 Uhr ein rascher Ausflug nach Bratislava los: Auch dort beteiligt sich mit dem Danubiana Meulensteen Art Museum ein südlich der Stadt gelegenes Kunsthaus der Moderne an der Museumsnacht. Wer lieber in Wien und da am besten unter handfesten Geräten bleibt, kann sich im Technischen Museum zwischen zischenden Dampfmaschinen, Blitzschleudern und dem Bergwerk tummeln.

Ein echter "Tummelplatz für Museumsliebhaber" ist das Museumsquartier das ganze Jahr über - die Lange Nacht der Museen beginnt hier daher schon zu Mittag, wie Direktor Wolfgang Waldner erzählte. Da starten nämlich bereits die Jubiläumskonzerte der Jeunesse im Haupthof, bei denen 80 Künstler den 60-jährigen Geburtstag des Konzertveranstalters begehen. Vom Tanzquartier wird der moderne Klassiker "Set and Reset" von Trisha Brown, der zur selben Zeit in der Halle E zur Aufführung kommt, an die MQ-Fassade projiziert, im quartier 21 gibt es Design und Modeschauen, Kunsthalle, MUMOK und Leopold Museum stehen mit ihren Ausstellungen zu Cy Twombly, dem Porträt und Wien um 1900 offen.

Bundes- und andere Länder

Im Burgenland kann es heuer kein Kulturevent geben, das sich nicht um Joseph Haydn dreht. Vom Treffpunkt im Landesmuseum in Eisenstadt geht es allein zu fünf Haydn-Ausstellungen in seiner langjährigen Wirkungsstätte, andere Ausflüge zu den 35 teilnehmenden Museen und Galerien führen etwa in die Burgen Schlaining und Forchtenstein oder ins Turmmuseum Breitenbrunn mit Blick über den Neusiedlersee.

Eine Turmgalerie gibt es auch in Völkermarkt in Kärnten, wo im ART 13 das Jubiläum von Woodstock begangen wird. Insgesamt 85 Institutionen sind in Kärnten dabei - von Galerien in Villach über die Museen der Landeshauptstadt mit Fotoschwerpunkt im Museum Moderner Kunst bis zum "Forum Zarja" des slowenischen Kulturvereins. Treffpunkte gibt es beim Stadttheater Klagenfurt und am Villacher Nikolaiplatz.

Den Teilnehmerrekord mit 123 Museen und Galerien stellt auch heuer wieder Niederösterreich auf. Nur wenige Tage nach seiner Eröffnung kann hier etwa das Arnulf Rainer Museum in Baden besichtigt werden, während das Österreichische Motorradmuseum zum letzten Mal rund 200 Maschinen seit 1905 präsentiert. Mehr Künstlermuseen gibt es in Mistelbach mit Hermann Nitsch oder in der Oskar Kokoschka Dokumentation in Pöchlarn. Die umfangreichen Routen, von der "Fossilienwelt" bis zum Schneebergmuseum werden vom St. Pöltener Rathausplatz sowie vom Franz-Zeller-Platz in Krems angefahren.

Im Kulturhauptstadt-Jahr für Linz sind in Oberösterreich heuer zehn zusätzliche Museen an der "Langen Nacht" beteiligt, zum ersten mal etwa das "Weihnachtsmuseum". Insgesamt 58 Häuser vom Ars Electronica Center bis zum Salzkammergut Tierweltmuseum machen mit, Treffpunkt für den Shuttleservice ist der Linzer Hauptplatz. Von da aus kommt man zu japanischen Lebensarten im Schlossmuseum Steyregg oder besucht Detektiv Nick Knatterton im Medien Kultur Haus. Der könnte dann auch gleich den Geldfälschern auf die Spur kommen, die im Papiermacher- und Druckereimuseum ihr Unwesen treiben.

Einblicke in historische Kochbücher (Universitätsbibliothek), in die Tiefen des Theaterlebens (Rupertinum) und "frivole" Schminktechniken (Barockmuseum) gibt es bei den 49 Teilnehmern in Salzburg. Zu Mitternacht erstrahlt der Mirabellgarten im Fackelschein und Skulpturen Tony Craggs am Mönchsberg bei einer Spezialführung. Im Fotohof wird die Technik des Fotogramms studiert, im neuen Science Center "Haus der Natur" gibt es eine stündliche Show und Vieles zum selbst Ausprobieren. Treffpunkt ist am Max-Reinhardt-Platz.

Nach Slowenien greift die "Lange Nacht der Museen" von der Steiermark aus über. Bad Radkersburg ist erneut mit Garnja Radgona über einen "Schnauferlzug" verbunden und präsentiert gemeinsame Geschichte. Erstmals unter den 70 Teilnehmern dabei ist heuer die Zotter Schokoladen Manufaktur, wo man Schoko nicht nur kosten, sondern auch herstellen kann und das wohl ähnlich zu behandelnde Brauereimuseum Murau. Auch die Klosterbibliothek in Admont und der Skulpturenpark des Grazer Joanneums wollen neu erkundet werden - am Besten vom Treffpunkt Jakominiplatz aus.

Vieles neu in Tirol: Unter den 52 teilnehmenden Institutionen sind etwa die generalsanierten Prunkräume der Kaiserlichen Hofburg zu Innsbruck wieder zu sehen und das Tiroler Volkskunstmuseum präsentiert sich in ganz neuer Konzeption. Erstmals dabei sind auch gleich zwei archäologische Museen sowie mehrere kleine Regionalhäuser. Vom Treffpunkt am Franziskanerplatz aus führen viele Wege zu Kinderattraktionen: Klangexperimente im Glockenmuseum Grassmayer zum Beispiel oder oder Schwertkampf- und Jonglier-Workshops im Innsbrucker Zeughaus.

Ganze 91 Museen melden sich von der Westspitze Österreichs, allein zwölf Häuser sind in Vorarlberg zum ersten Mal dabei, acht schließen sich von Liechtenstein aus an. Da ist zum Beispiel das FIS-Ski- und Wintersportmuseum in Vaduz. Mit Rolls-Royce-Museum und Mohrenbrauerei ist hier das Angebot fern der Künste groß, die gibt es dafür bei der "Kunst am Bauernhof" im "Bregenzer Kunstverein" oder im Angelika Kauffmann Museum bei der Ausstellung "Heldenleben - Alltagsleben". Treffpunkt ist der Dornbirner Marktplatz. (APA)

 

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