16.06.2003 19:00
Charmanter Rost beim MQ
An der
"Hintertür" zum Museumsquartier beginnen demnächst die Bauarbeiten für ein neues
Gebäude
...Aber auch der hintere Zugang zum Kunstviertel wird dadurch
ein neues - endlich behindertengerechtes - Gesicht bekommen.
Wien - Eigentlich hätten die Bagger ja schon diese Woche anrücken
sollen. Oder - allerspätestens - nach Fronleichnam. Aber weil Namen halt nichts
über die tatsächliche Beschaffenheit eines Ortes aussagen, muss Winfried
Kallinger noch ein paar Wochen warten: Die Breite Gasse ist einfach zu schmal,
um es zu ermöglichen, dass die Wiener Linien hier Straßenbahnschienen
auswechseln, während der Immobiliendeveloper Kallinger die Abrissbirne über dem
alten Bibelhaus und dem benachbarten leeren Gebäude an der Rückseite des
Museumsquartieres (MQ) schwingt.
Spätestens Ende Juli, sind sich
Kallinger und der Neubauer Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger (Grüne) aber
einig, wird es aber dann losgehen - und 14 Monate später, also im September
2004, wird die "Hintertüre" des MQ ein neues Gesicht haben. Denn nicht nur die
Bibelhaus-Parzelle, auch die derzeit als Hundeklo fungierende Brache daneben
wird be- und überbaut. Der Wiener Architekt Carl Pruscha setzt auf den
schwierigen - weil extrem schmalen - Grund einen betont einfachen
Stahlbetonriegel, dessen Fassade durch leicht rostigen Stahl definiert wird.
Auch der Durchgang zum Museumsquartier - der in Debatten der letzten
Jahre so oft beschworene "Durchstich" durch die den siebten Bezirk so hermetisch
von der City abriegelnde Museumsburg - werde dadurch gestalterisch wie
ästhetisch (derzeit: Hundeklo) aufgewertet, ist auch der Bezirksvorsteher
optimistisch: "Nach den Diskussionen der letzten Jahre ist das sicher die beste
und spannendste Lösung."
Denn die Frage, ob der leere Grund als freie
Fläche nicht das "bessere" Tor zum Museumsquartier gewesen wäre als ein - wenn
auch großzügig gehaltenes und interessant gestaltetes - "Durchhaus" hatte im
Vorfeld der Bauarbeiten einige Wellen geschlagen.
Bevor man sich aber vor
Ort ein Bild vom Resultat machen kann, heißt es abwarten: Im Zuge der Abriss-
und Bauarbeiten wird der Durchgang für etwa vier Monate gesperrt werden. Danach,
so Kallinger, werde ein Provisorium das Museumsquartier und das voraussichtlich
im Herbst eröffnende Glacis Beisl erreichbar machen. Im Herbst 2004 wird dann
das Portal fertig gestellt sein - inklusive einem Lift, der das MQ auch für
Rollstuhlfahrer vom Bezirk aus erreichbar machen soll.
Wer aller in dem
neuen, rund 4,2 Millionen Euro teuren Gebäude einziehen wird, ist noch unklar.
Das Bibelwerk, erklärt seine Sprecherin Sonja Lindenthaler, freue sich aber
schon auf die Rückkehr in die schmale Breite Gasse: "Durch die Nähe zur Kunst
hoffen wir, ein bisher vielleicht desinteressiertes Publikum ansprechen zu
können." (DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2003)