Salzburger Nachrichten am 04. Juli 2003 - Bereich: kultur
Losgelöst vom Abbilden

Fotohof Salzburg: Fragen an die Fotografie

Wie verändert sich die Rolle der Fotografie, wenn man sie nicht mehr primär als "Dienstbote" zur Übermittlung von Botschaften einsetzt? Sie wird zu einem autonomen Medium, bei dem das Verhältnis von Inhalt und Form einer Neubestimmung unterzogen wird.

Ruth Horak ist als Kuratorin in einem Symposium, einer Publikation (Edition Fotohof) und in einer Ausstellung dieser Frage nachgegangen. Künstlerische Autonomie, losgelöst vom Auftrag des Abbildens, steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Einer traditionellen Sichtweise am nächsten kommen die Arbeiten von Sabine Bitter und Helmut Weber. Sie machen "Geschichte" - in diesem Fall die Räume und Regale der ehemaligen Wiener Stadtbibliothek - durch Verfremdung (Solarisation und extreme Blickwinkel) bewusst. Herwig Kempingers Wolkenbilder scheinen herkömmliche Abbilder zu sein, sind jedoch digital verdichtete, "übernatürliche" Formationen. Günther Selichar setzt sich mit der Frage auseinander, welche materielle Qualität der Monitor als Bildträger besitzt. An Te Liu bricht den Realitätswert des Bildschirms, indem er diese Bildwelt zu Teilansichten dekonstruiert.

Hora`kova`/Maurer schaffen durch die analoge und digitale Bearbeitung von Probestreifen monumentale virtuelle Objekte. Inge Dick geht der abstrakten Idee von Bildern mit einer ebenso einfachen wie schlüssigen Strategie auf den Grund. Sie vergrößert wolkenfreie Himmelsaufnahmen schrittweise bis auf einen Pixel als quadratischem Bildpunkt und treibt damit den Minimalismus auf die Spitze.

Bis 26. Juli WOLFGANG RICHTER