Ich ist ein anderer
Bild als Bühne. Wie Künstler mit Identitäten spielen, zeigt das Museum der Moderne in einer opulenten Schau: „Rollenbilder – Rollenspiele.“
CLEMENS PANAGL SALZBURG (SN). Das Kunstwerk bin ich! Wenn Eva & Adele bei Vernissagen auftauchen, Kunstmessen und andere Events infiltrieren, dann strahlen sie diese Botschaft aus. Das stets ident in Rosa gekleidete, glatzköpfige Pärchen macht sein Leben zur Performance. An jedem anderen Ort sorgen Eva & Adele damit für Aufsehen, beim Presserundgang im Museum der Moderne fügten sie sich am Freitag fast schon unauffällig ins Geschehen: Um das Spiel mit Rollen und Identitäten in der Kunst geht es schließlich in allen Werken der riesigen Sommerausstellung „Rollenbilder – Rollenspiele“ auf dem Mönchsberg.
Ich ist ein anderer! Den berühmten Spruch des Dichters Arthur Rimbaud, der in der Ausstellung als eines der Leitmotive dient, hat z. B. Jack Pierson wörtlich umgesetzt: „Self Portrait“ heißt seine Fotoserie. Zu sehen sind auf den Bildern statt Pierson stets andere Personen.
Irene Andessner als Marlene Dietrich, Marcel Duchamp als sein feminines Alter Ego Rrose Sélavy, die chinesische Künstlerin Cao Fei als Avatar in der virtuellen Realität, Andy Warhol als Drag Queen: Das Thema „Rollenbilder“ ist ausufernd vielschichtig und die Ausstellung ist dementsprechend nicht nur opulent, sondern „wohl die aufwendigste, die wir hier je hatten“, erläuterte Museumsdirektor Toni Stooss.
Einen Rollentausch kann der Besucher zur Einstimmung auch selbst vornehmen: Wer den Kubus von Christian Jankowski betritt, darf in einer Karaokeinstallation Popstar spielen – und zugleich auf dem Bildschirm dem Künstler zusehen, wie er sich als Held in typische Karaokevideos eingeschlichen hat. Danach geht es zurück zu den Wurzeln: Die „Attitüden“ der Lady Hamilton, die in ihren frühen Körperperformances Emotionen darstellte, oder die „Tableaux vivants“, mit denen im 19. Jahrhundert Meisterwerke als lebende Bilder nachgestellt wurden, sind als frühe Beispiele für das Rollenspiel zu sehen.
Die vielen Facetten des Themas werden auch durch thematische Gliederung anschaulich: Zu den „Religiösen Rollenspielen“ zählt die Serie „Jesus Is My Homeboy“ von David LaChapelle. Auch Adi Nes hat biblische Szenen ins Heute übertragen und sich selbst als 13 (!) Apostel in israelischer Soldatenuniform zum letzten Abendmahl gesetzt.
Die Lust an der Selbstdarstellung ist ein wesentliches Motiv in vielen der Arbeiten. Wie Künstler andererseits mit den Bildern der anderen umgehen, ist unter dem Titel „Bildparaphrasen“ zu sehen: Die Grazer Gruppe G.R.A.M. hat unter dem Titel „Nach Motiven von . . . “ mediale Bilder reinszeniert, die sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.
Und Eva & Adele? Das rosa Künstlerpaar wird nicht als lebende Skulptur für die Dauer der Ausstellung (bis 30. 10.) in Salzburg bleiben können: Dafür wurde für die Schau extra ein Video produziert, das die beiden beim Stadtspaziergang zeigt.