Walton Ford: "Jack On His Deathbed" (2005, Ausschnitt des Aquarells)
Wien - Die Albertina zeigt vom 18. Juni bis zum 10. Oktober erstmalig in Österreich das Werk des amerikanischen Künstlers Walton Ford, 25 großformatige Arbeiten aus den vergangenen zehn Jahren. Mit Hilfe von farbenprächtigen Aquarellen, die an die Natur- und Tierdarstellungen des 19. Jahrhunderts erinnern, erschafft Ford Allegorien von Herrschaftsbeziehungen zwischen Menschen und Tieren.
Ein wilder Truthahn, der einen kleinen Papagei mit seinen Klauen zerquetscht, eine Affenhorde, die gierig eine festlich gedeckte Tafel verwüstet oder ein schwer verwundeter Büffel, der von blutverschmierten Wölfen umringt ist - die Tierwelt Walton Fords ist nicht idyllisch.
19. Jahrhundert in Technik, nicht Inhalt
Er malt mit dem altmeisterlichen Stil eines naturwissenschaftlichen Zeichners, der Inhalt seiner Werke wirkt modern: "Da ist eine Sache, die Menschen über meine Kunst wissen müssen: Es geht dabei nicht nur um Tier- oder Naturdarstellungen, sondern um Kulturgeschichte, um unsere Beziehung zu Tieren, wie wir in den letzten Jahrhunderten mit ihnen umgegangen sind", so der Künstler über seine Arbeit im Rahmen eines Pressegesprächs am Donnerstag. Seine Bildinhalte findet Ford in Reisebeschreibungen und Aufzeichnungen von wahren Begebenheiten der Kolonial-Ära - weshalb sich der 50-jährige Maler immer wieder dafür rechtfertigen muss, als Gegenwartskünstler zu gelten.
Schon früh faszinierten den 1960 in Larchmont (USA) geborenen Künstler die Ausstellungstücke des Naturkundemuseums in New York. Besonders intensiv setzte er sich mit Werken des US-amerikanischen Ornithologen und Tierzeichners John James Audubon (1785-1851) auseinander. Seit den 90er Jahren entstehen Fords Bilder, in denen er detailreiche Darstellungen von Naturgeschichte mit aktuellen Auffassungen und kritischen Kommentaren überblendet.
"In allen seinen Werken steckt eine Kraft und Gewalt, die mit der Tiermalerei im 19. Jahrhundert gar nichts zu tun hat", betonte Klaus Albrecht Schröder, der Direktor der Albertina. "Walton Ford malt zwar Tiere, aber auf sehr konzeptuelle Weise behandelt er die Menschen selbst", so Udo Kittelmann, der Direktor der Nationalgalerie Berlin.
Nachgefragte Zivilisationskritik
Die Tiere in Fords Werken werden sehr oft als Opfer von menschlicher Grausamkeit dargestellt. In Ketten gelegte Tiere sind zu sehen, domestizierte Lebewesen, die wild werden, weil sie sich nicht zähmen lassen wollen, aber auch ein Gorilla, der die von Menschen mitgebrachte Waffe gegen sich selbst richtet.
Die Zeichnungen des Amerikaners verwischen oft auch die Trennlinie zwischen Mensch und Tier, so spiegelt sich im Antlitz der Tiere immer wieder die "Bestie Mensch" mit all ihren "Todsünden" wie Gier, Neid, Hochmut, Rachsucht und Zorn wider. Walton Ford übt anhand seiner Kampf-Allegorien Zivilisationskritik. Er streift dabei Themen wie Gewalt, das Artensterben oder die Zerstörung und Verschmutzung der Umwelt.
Nach seiner ersten Europa-Ausstellung im Hamburger Bahnhof in Berlin ist die Ausstellung nun in der Albertina zu sehen. Mit seinem Werk zeigt sich der Künstler bewusst als ein Outsider im zeitgenössischen Kunstbetrieb. Seine Aquarelle kosten bis zu 400.000 Dollar, Prominente wie Mick Jagger, Ex-Gucci-Designer Tom Ford oder die Rockpoetin Patti Smith haben schon investiert. (APA)
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