Künstlerin und Kletterin Johanna Kirsch setzt den männlich besetzten Maschinen im Industriehafen Antwerpens ihren weiblichen Körper entgegen.
Schweben, klettern, tauchen, schwimmen, springen: Der Erfahrung von Raum sind eigentlich keine Grenzen gesetzt.
Wien - Es gibt Momente im Leben, in denen man ein paar Zentimeter über dem Boden zu schweben scheint. Bei Sebastian Stumpf wurden daraus ein paar Zentimeter mehr. Und obendrein scheint er nicht nur zu schweben, er tut es auch. Fotos zeigen ihn in luftigem Abstand zum Boden am Rhône-Ufer oder an einem der zentralen Plätze in Lyon spazieren.
Kein Trick, kein doppelter Boden und auch kein Photoshop-Effekt. Wie das geht? Die Fotos der Serie marcher dans l'air sind Schnappschüsse, sagt Sebastian Stumpf. Extreme Schnappschüsse allerdings, denn ihre Realisierung hat einige Monate gedauert und etwas Training benötigt. Trügerisch ist nicht das Schweben, sondern der Anschein des Spazierens. In Wirklichkeit sind es Sprünge, die in aufrechter, kontrollierter Körperhaltung den Eindruck des Flanierens vermitteln.
Assoziationen zu Yves Kleins Sprung in die Leere von 1960 liegen nahe. Jedoch, räumt Stumpf ein, sei dessen heroische Pose konträr zu seinen Arbeiten, die etwas eher Beiläufiges einfangen. Das Bewegen durch den urbanen Raum, das noch weniger zielgerichtet ist als das dérive, das Umherstreifen der Situationisten, interessiert ihn. Auch in seinen simplen, nicht dramatisierten oder geschnittenen Videos ist die Reduktion auf Bewegung als Selbstzweck und Mittel zur Auslotung der Raumgrenzen wesentlich.
Raumgrenzen überwinden
"Der Raum wird erst durch körperliche Bewegung les- und wahrnehmbar", sagt Künstler und Kurator Michael Goldgruber. Diese Aspekte des aristotelischen Raummodells lieferten ihm wichtige Überlegungen zur Konzeption der Ausstellung Extrem. Denn obwohl das Ausgangsthema "Extremsport" ist, geht es weniger um extreme, gefährliche Sportarten als um das Extrem der räumlichen Ausdehnung: um die grenz- und regelüberschreitende Inbesitznahme von Raum, die mit einer kreativen, künstlerischen Geste durchaus vergleichbar ist.
Oft nehmen die intensiven sportlichen Aktivitäten auf die künstlerische Praxis Einfluss. Downhill-Biker Klaus Dieter Zimmer thematisiert in Zeichnungen die in die Natur eingreifende Künstlichkeit von Rad-Sprungschanzen; Kletterer Michael Goldgruber dokumentiert in seinen Fotografien oft in die (Berg-)Landschaft eingreifende Architektur, die Folge eines mehr und mehr konsumistischen Erlebens sind. Daniel Zimmermann markiert diese medialisierten Naturräume und legte etwa die Ideallinie für die Lauberhornabfahrt als hölzernen Brettl-Parcours nach. Der Besucher kann die halsbrecherische Route filmisch nachvollziehen oder die Schönheit des fotografisch eingefangenen Berner Oberlandes per Stereoviewer genießen.
Luiza Margans Interaktionen mit dem Raum sind flüchtig und nur während der Ausführung ihrer Choreografie sichtbar; wohingegen Markus Sulzbacher die Spuren seines Kletterns - Magnesium auf schwarzem Panel, Sohlenabrieb an der farbigen Wand - in einer Art von aktionistischem Wandgemälde fixiert.
Eine extreme Tiefendimension erhält die Ausstellung durch das Apnoetauchen des Künstlers Mario Rott. Er ergänzt seine filmisch dokumentierten Tauchgänge mit Überlegungen zur Wahrnehmungstheorie. Das Extrem der Wiederholung begegnete Christoph Grill per Zufall: Er dokumentierte in Wladiwostok einen Mann, der bis zur Entkräftung in den Pazifik springt. Immer und immer wieder. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 25. März 2011)
Bis 14. 5.
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