Neuer Anlauf | |
Andreas Wolf hat mit dem Linzer Kulturstadtrat Reinhard Dyk über die
Bewerbung von Linz als Europäische Kulturhauptstadt gesprochen.
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Die Fundamente der Schautafel wurden
inzwischen gesprengt. Zweieinhalb Monate nach dem eindeutigen Nein der
oberösterreichischen Bevölkerung zum Neubau des Linzer Musiktheaters ist
es still um das Projekt geworden. Doch nun will Linz Europäische
Kulturhauptstadt 2009 werden. Bis dahin wird mit hoher Wahrscheinlichkeit
ein neues Musiktheater gebaut. ON Kultur: In den vergangenen Jahren hat Linz einen Imagewechsel
vollzogen. Weg von der Stahlstadt hin zur Kulturstadt. Ist dieses Image
durch den negativen Ausgang der Volksbefragung gefährdet? Reinhard Dyk: Das glaube ich überhaupt nicht. In nächster Zeit
wird eine Entscheidung über einen Neubau oder Zubau zum alten
Landestheater weiter diskutiert werden. Der Gemeinderat hat sich mit der
neuen Situation befasst. Dort wurde die Auffassung vertreten, dass wir mit
dem Land Oberösterreich eine neue Lösung suchen werden. Entweder eine
Erweiterung des alten Landestheaters oder einen Neubau.
Es gibt auch schon Vorschläge. Ein Neubau zwischen dem in Bau
befindlichen Kunstmuseum Lentos und dem Brucknerhaus ist beispielsweise im
Gespräch. Das würde die Idee der Kunstmeile an der Donau weiterführen Fest
steht, dass wir ein neues leistungsfähiges Landestheater brauchen, damit
wir auf hohem Niveau Produktionen im Schauspiel und Musikbereich
durchführen können. Die Besucherzahlen steigen im zweistelligen
Prozentbereich. Das ist ein Beweis, dass das Theater nicht tot ist. ON Kultur: Schielt man da schon auf die Bewerbung als
Europäische Kulturhauptstadt?
Reinhard Dyk: Wir streben es an, Europäische Kulturhauptstadt zu
werden. Da brauchen wir ein neues Landestheater genauso wie ein neues
Kunstmuseum, das ja zur Zeit gebaut wird. On Kultur: Wie realistisch ist es, dass Linz "Europäische
Kulturhauptstadt" wird? Reinhard Dyk: Das ist sehr realistisch. Wir haben unsere
Bewerbung schon bei der Bundesregierung abgegeben. Die EU hat einen neuen
Vergabemodus. Wir müssen da keine internationale Konkurrenz befürchten.
Die Diskussion spielt sich nur innerösterreichisch ab. Unsere Konkurrenten
sind die anderen Landeshauptstädte, wobei nur Salzburg ein ernst zu
nehmender Konkurrent ist. Salzburg möchte aber schon 2006 aus Anlass des
Mozartjahres Europäische Kulturhauptstadt werden. Wegen des europäischen
Fahrplanes geht das aber nicht. Salzburg wird also aller Voraussicht nach
ausscheiden. Linz müsste deshalb zum Zug kommen. Wir haben kulturpolitisch
schon so viel Selbstbewusstsein, dass wir das Projekt in den nächsten
Jahren aufbereiten werden. Wir besuchen in der Zwischenzeit alle anderen
Kulturhauptstädte. Dort knüpfen wir Kontakte und wollen in den
Kulturhauptstädten auch als Kulturstadt präsent sein. Zum Beispiel sind
wir in Rotterdam mit einer Installation des Ars Electronica Center
vertreten. ON Kultur: Besteht nicht die Gefahr, dass das Musiktheater
erneut zu Fall gebracht wird? Reinhard Dyk: Diese Gefahr sehe ich nur begrenzt. Denn die
Mitglieder der Landesregierung sind sich dessen bewusst, dass eine neue
Lösung nur im großen Konsens stattfinden kann. Also auch unter
Einbeziehung der FPÖ, die das Volksbegehren initiiert hat. Das wird
schwierig, aber unmöglich ist das nicht. Vorausgesetzt wir diskutieren
sachlich und halten die Politik raus. Nur so gibt es große Chancen, dass
wir 2009 über ein neues Haus verfügen. ON Kultur: Wie steht die FPÖ zur Idee, dass Linz
Kulturhauptstadt wird? Reinhard Dyk: Ich sehe keinen Wiederspruch. Kulturhauptstadt ist
auch ein Ziel, das wir im Kulturentwicklungsplan formuliert haben, und
dieses Ziel blieb auch von der FPÖ unbeeinsprucht. ON Kultur: Beim Neubau der Neuen Galerie der Stadt Linz wird ein für Österreich
bisher einmaliges Finanzierungsmodell erprobt. Neben der öffentlichen Hand
beteiligen sich auch Privatpersonen an der Finanzierung. Wie läuft die
Aktion? Reinhard Dyk: Uns ist es gelungen, eine große Anzahl von
Sponsoren aus der Linzer Wirtschaft zu gewinnen. Wir haben von dieser
Seite bereits an die 40 Millionen Schilling bekommen. Diese Firmen werden
auf einer Ehrentafel im Linzer Museum verzeichnet. Sie haben dann
natürlich auch die Möglichkeit, das Haus für sich zu nützen. Hier gibt die
Linzer Wirtschaft ein großes Bekenntnis zum Kultur- und
Wirtschaftsstandort der Stadt ab.
Zusätzlich haben wir eine Bausteinaktion ins Leben gerufen. Man kann
einen Baustein in der Form des "Lentos"-Museums erhalten, wenn man 5.000
Schilling für das Museum spendet. Durch diese Aktion haben wir bereits
über eine Million Schilling für das neue Museum erwirkt. Als dritte Aktion
haben wir ein begünstigtes Jahresabonnement für alle, die einen kleinen
Baustein im Wert von 500 Schilling erwerben ON Kultur: Gab es für diese Bausteinaktion internationale
Vorbilder? Reinhard Dyk: Ich habe das schon in Schweden gesehen, bei der
Errichtung des Musiktheaters in Göteborg. Dort haben auch die Firmen und
die Bevölkerung mitgemacht. Wenn man für eine öffentliche
Kultureinrichtung Beiträge erbringt, so ist das für jeden steuerlich
begünstigt und das sollte auch bei uns ein Anreiz sein, sich an den
Bausteinaktionen zu beteiligen. | ||||||||
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