Salzburger Nachrichten am 21. Oktober 2005 - Bereich: Kultur
Chinesen sind gekommen

Neue chinesische Kunst in Salzburg - Zweite Ausstellung der Serie "HangART"

Hedwig KainbergerSalzburg (SN). Flugzeuge raus, Kunst rein! Dass die Experten für Sponsorprojekte von Red Bull wenn, dann gründlich arbeiten, wird mit der neuen Präsentation von zeitgenössischer Kunst im Hangar7 in Salzburg unter Beweis gestellt. Diese Ausstellung der Serie "HangART", ab heute, Freitag, zugänglich, ist chinesischer Kunst gewidmet. Dem entsprechend sind chinesische Hostessen engagiert, und in diesem Monat ist Whampoa Club aus Schanghai der Gastkoch im dortigen Restaurant.

Weiteres Indiz dafür, dass weder Kosten noch Mühen gescheut werden, ist die Einladung von Chang Tsong-zung als Kurotar. Der Professor an der Chinesischen Kunstakademie in Hangzhou ist Berater für asiatische Kunst des Guggenheim Museum New York und hat seit Anfang der 90er Jahre zahlreiche Ausstellungen neuer chinesischer Kunst kuratiert, die in Europa und den USA gezeigt wurden.

Für Salzburg hat er Werke von zwölf Künstlern und drei Künstlerinnen ausgewählt. Wie in der ersten Ausstellung von "HangART" mit österreichischen Künstlern heuer im Frühjahr wird auch diesmal gegenständliche Malerei gezeigt. Wegen des ungewöhnlichen Lichts im Hangar habe er nur Werke aus Ölfarbe auf Leinwand ausgewählt, erläuterte Chang Tsong-zung am Donnerstag im Pressegespräch.

Chang Tsong-zung berichtete von dem Boom der modernen chinesischen Kunst, der vor etwa zehn Jahren eingesetzt hat. Zum einen werden seither erste Avantgarde-Ausstellungen in Europa (etwa 1996 im Kunstmuseum Bonn, 2003 in Paris und heuer in Basel) und den USA gezeigt. Zum anderen akzeptieren erst seit einigen Jahren die staatlichen Institutionen in China eine Öffnung der Kunstszene; Markstein war die Biennale in Schanghai des Jahres 2000, die erstmals für ausländische Kuratoren zugänglich war. Parallel zur Wirtschaft (China ist im Dezember 2001 der Welthandelsorganisation WTO beigetreten) hat sich also auch die Kunstszene geöffnet.

Während Sammler in Taiwan und Hongkong seit den 80er Jahren zeitgenössische Kunst kauften, habe dies in Festlandchina vor zwei, drei Jahren eingesetzt, berichtet Chang Tsong-zung. In Peking werde derzeit alle ein, zwei Wochen eine Galerie oder ein Privatmuseum eröffnet. Höchste Preise für neue Bilder würden nun nicht mehr von US-Amerikanern, sondern von chinesischen Sammlern bezahlt.

Da es für Kunst in China wenige staatliche Institutionen gebe, nehme der Staat von Künstlern kaum Notiz, sagte Chang Tsong-zung. Sofern Künstler nicht politisch besetzte Themen wie der Wunsch nach Autonomie von Tibet bearbeiten, könnten sie radikaler arbeiten als Künstler in Europa.