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07.08.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kritik Ausstellung: Unheimlich unbeirrbar
Die Österreichische Galerie Belvedere erinnert an Walter Eckert.

E
s ist ein grausamer Prozess des Ver gessens, in dessen Strudel der Maler Walter Eckert (1913-2001) geraten ist. Otto Breicha stellte ihn 1967 in seiner "Aufforderung zum Misstrauen" gleichrangig neben die besten österreichischen Künstler der Nachkriegszeit. In der 2002 erschienen "Geschichte der bildenden Kunst in Österreich" von Wieland Schmied scheint Eckert nicht mehr auf. Um diesem Verschwinden entgegenzuwirken, entstand die Retrospektive im Oberen Belvedere, schreibt Edelbert Köb im Katalog.

Ein ungewohnter Name an diesem Ort, ist Köb doch Direktor des Museums Moderner Kunst. Aber er war auch Freund Eckerts und diesem im Wort, eine Ausstellung zusammenzustellen. Wunschort: Österreichische Galerie. Dass dieses Anliegen Eckerts erst nach seinem Tod verwirklicht wird, ist die Tragik dieser präzisen Erfüllung.

Die Ausstellung erzählt vor allem von dem schon fast unheimlich unbeirrbaren künstlerischen Weg des Präsidenten der Secession (1965-1968) und Rektors der Akademie der bildenden Künste (1967-1969), wo er bis 1983 auch eine Meisterklasse für Malerei leitete. Aus den grauen geometrischen Kompositionen, in denen sich der Boeckl-Schüler in den 50er Jahren mit der Abstraktion auseinander setzte, entwickelte sich sein Hauptmotiv - der menschliche Kopf. Ein eindrucksvoll zugepflastertes Grafik-Kabinett zeigt sein unermüdliches Abarbeiten an dem Thema. Ziemlich brutal werden Köpfe gespalten, bespritzt, befleckt, aufgelöst. Es dominieren Rot, Schwarz, Weiß.

Noch befinden sich alle Werke der Ausstellung in Privatbesitz. Wenigstens einer der Köpfe sollte in einer öffentlichen Sammlung österreichischer Kunst erhalten bleiben. Sonst bleibt diese Initiative gegen das Vergessen reine Nostalgie. sp

Bis 10. Oktober, Di.-So. 10-18 Uhr.

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