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24.03.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kritik Ausstellung: Das "&" muss alles zusammenhalten
VON JOHANNA HOFLEITNER
Lawrence Weiners wenig geglückte Ausstellung in der Bawag-Foundation.

Refko-Skandal. Karibik-Geschäfte. Bilanzverschönerung. Schlagzeilen ohne Ende. Wahnsinnig "amused" ist Bawag-Foundation-Leiterin Christine Kintisch nicht, dass es die Bank, der ihre Ausstellungshalle angehört, seit Monaten beutelt. Und wahnsinnig angenehm ist es für sie auch nicht, dass Gerüchte kursieren, es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich die Bank von der Foundation trennen würde. Eine Spekulation, die auch dadurch Nahrung bekommt, dass es auf der Homepage der Foundation unter der Rubrik "Vorschau" keinerlei Hinweis auf kommende Ausstellungen gibt.

Kintisch kann dem nur ihre Arbeit entgegenhalten. Das nächste Projekt - eine Group-Show, die im Juni eröffnet werden soll - sei in Vorbereitung, sagt sie. Dafür wird sie dieser Tage nach Berlin reisen. Was kann sie auch sonst viel machen? Flagge zeigt sie mit einer brandneuen Installation Lawrence Weiners, sie setzt damit auf einen Klassiker: Der 1940 geborene Amerikaner gilt mit seinen auf Schrift basierenden Wandarbeiten als Schlüsselfigur der Konzeptkunst. Bekannt ist er in Wien auch der breiteren Öffentlichkeit durch seine Skulptur am Gumpendorfer Flak-Turm. Auf Englisch und Deutsch steht da: "Zerschmettert in Stücke - im Frieden der Nacht". Die Arbeit von 1991 hat kunsthistorischen Stellenwert. Weniger Größe hat eine zum Mozartjahr fürs Salzburger Museum der Moderne geschaffene Außenskulptur.

In der Bawag-Foundation stellt Weiner sich mit sparsam über die Wände verteilten Skulpturenzeichnungen ein. Dabei operiert er auf der Glasfassade wie im Inneren mit ein paar Lettern - X, Y, Z als Anspielungen auf Chromosomen, einigen um ihr Zentrum trudelnden Balken und dem alles zusammenhaltenden Zeichen "&". Der Aspekt "Skulptur" ist Weiner dabei wichtig. Denn auch wenn er zur Realisierung seiner Arbeiten nichts anderes als Tinte, Schablonen und Lineal einsetzt, sollen seine Werke aufgrund des Sprachmaterials als raumgreifend wahrgenommen werden und so in Beziehung zu ihrem sozialen und historischen Umfeld treten.

Im aktuellen Fall ist dieser Bezug allerdings eine ziemlich plumpe Mischung aus Biologie, Psychoanalyse und verkrampftem Feminismus. Neben der X-Y-Z-Chromosomen-Parade begibt Weiner sich auf freudianisches Terrain, lässt in drei beschrifteten Kreisen auch das "Es" als "It" zum Zug kommen, spaltet das geschlechtsneutrale "Them" in männliche und weibliche Bestandteile: "Them/She". "Them/He".

Wenig zielführend ist auch das Bemühen, die Installation durch Hinweise auf "Oben", "Unten" in die Architektur einzubinden. Das macht nur die Problematik dieser eher für Geschäftszwecke geeigneten Räume noch sichtbarer.

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