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Ein guter Riecher für die Kunst

Prozessuales zwischen Malerei und Skulptur: die Sammlung Rolf Ricke im Kunstraum Innsbruck.


INNSBRUCK. "Schokolade, was denn sonst" ist der neugierig machende Titel der neuen Ausstellung im Kunstraum. Er nimmt Bezug auf eines der Ausstellungsstücke, auf Carl Ostendarps "make" von 1992, das zwar nicht aus Schokolade, sondern aus Polyester ist. Das Objekt ist eines von mehr als 200, die der Kölner Galerist Rolf Ricke in den letzten 40 Jahren zusammengetragen und erst jüngst dem neuen Museum von Nürnberg als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat.

Die Leiterin des Kunstraum, Elisabeth Thoman, durfte für die Innsbrucker Ausstellung 26 der Objekte aus dieser in ihrer Konsequenz einzigartigen Sammlung auswählen. Denn das gerade Modische hat Rolf Ricke nie interessiert, er folgte immer nur der eigenen Intuition, um im Rückblick einen äußerst guten Riecher für Qualität zu beweisen.

So richtete er etwa in den Sechzigerjahren den damals noch kaum bekannten - inzwischen längst zu Weltstars avancierten - amerikanischen Bildhauern Donald Judd und Richard Serra ihre ersten Personalen in Europa aus. Aus dieser Zeit stammt auch Serras "Lead Peace", deren zwei Bleispiralen trotz ihrer relativen Kleinheit die Kraft der riesigen Skulpturen Serras verströmen.

Eine malerische Komponente charakterisiert die bereits 1966 entstandene Skulptur von Richard Artschwager und vereint somit die beiden Pole, die Rolf Ricke neben dem Prozessualen interessieren. Seit 40 Jahren ist der leidenschaftliche Sammler diesen sich zwar formal wandelnden, doch prinzipiell gleichbleibenden künstlerischen Ansätzen in Beispielen junger Kunst auf der Spur.

So sind etwa die Arbeiten der 33-jährigen, in Los Angeles lebenden Amy Green zwittrig zwischen Zwei- und Dreidimensionalem angesiedelt, wie auch Steven Hull die Malerei auf Leinwand zwar nicht verlässt, mehrere Leinwände aber zu einer großen Installation kombiniert. Die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur verschwimmen aber auch in dem der Ausstellung ihren Namen gebenden Objekt von Carl Ostendarp. Das Prozessuale dominieren dagegen die Installationen von Bary Le Va, inklusive einer veritablen Schießerei, von der in der Schau allerdings nur die Spuren zu sehen sind.


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Kunstraum Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 34; 26. April bis 21. Juni, Montag bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag 11 bis 20 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr. Eröffnung heute Freitag 20 Uhr
2003-04-24 15:45:55