Die große Geste

Rund 60 Arbeiten des holländischen Malers Karel Appel sind derzeit in Kunstforum Bank Austria zu sehen.


Die Schau gibt einen Überblick über das Gesamtwerk des informellen Malers, seit 1940. Seine Zeit in der Gruppe Cobra und seine jüngste Produktion wird im Besonderen beleuchtet.

Künstlerische Anfänge

Hauptsujet der Ausstellung im Kunstforum.
Hauptsujet der Ausstellung im Kunstforum.

Appel ist 1921 in Amsterdam geboren und wurde schon als Kind von seinem Onkel dazu angehalten Freilichtmalerei zu betreiben. Er studiert an der Königlichen Akademie für Bildende Künste in Amsterdam und gründet mit seinen Kollegen Asger Jorn und Corneille die Künstlergruppe Cobra. Das Wort Cobra setzt sich aus den Anfangsbuchstaben, der Städte aus denen die Künstler kamen, zusammen: Copenhagen, Brüssel, Amsterdam.

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Abkehr vom Erstarrten

Die Gruppe bestand nur bis 1950 setzte aber entscheidende Weichen für die jüngere Malergeneration. Als akademisch erstarrt schätzte man Picassos Kubismus und Mondrians Konstruktivismus ein. Das Individuum mit seinen psychischen Empfindungen sollte im Vordergrund stehen. Automatismen sollten sich in der gestischen Malerei freisetzen.

Vorläufer

Vorbilder fand Karl Appal in Paris. Jean Fautrier, der Philosophie des Existentialismus zugewandt, schuf mit seinen Bildkompositionen, sogenannten Otages, gespachtelte Malflächen, Gekritzel, graffitiartige Ritzungen. Er versuchte in seinen Arbeiten das Chaos der Welt darzustellen und zu bannen. Ähnlich arbeitete Jean Dubuffet, der Malerei in Analogie zu Kinderkritzelein und Straßengraffiti setzte. Absurdes und surrealistisches Gedankengut war in seine Bildern anzutreffen.

Pariser Jahre

Angezogen von der Pariser Entwicklung zog Karel Appel in die französische Hauptstadt. Sein abstrakt expressionistischen Stil hatte in Holland Empörung hervorgerufen. Es folgten Bilder, wo das menschliche Individuum mit seinen Empfindungen in den Vordergrund rückte. Der Gegenstand wurde bis zur Auflösung in die Abstraktion paraphrasiert. 1953 widmet das Palais Beaux-Arts in Brüssel Appel seine erste Personale.

New York

Im Jahr 1957 bezieht Karel Appel ein Atelier in New York. Er lernt die abstrakten Expressionisten wie Franz Kline und Sam Francis kennen. Er wählt größere Bildformate und sein Stil, vom Abstrakten Expressionismus geprägt, wird schwungvoller und von einer intensiven Farbigkeit. 1960 erhält er den Guggenheim-International-Award für das Bild "Woman and Ostrich".

Skulptur und Landschaft

Ab den 60er Jahren wendet sich Appel vermehrt der Skulptur zu. Er kreiert Olivenstrunkskulpturen, die er malerisch behandelt. 1964 ist auf der 3. documenta vertreten. Eine zeitlang setzt er sich mit der in den 60er Jahren dominierendem Pop Art auseinander, findet aber schon bald den Weg zurück zur expressiven Malerei.

Karel Appel (Zum Vergrößern anklicken)
Karel Appel (Zum Vergrößern anklicken)

Er gestaltet zahlreiche Bühnenbilder für Theater in New York und Amsterdam. Seit der Mitte der 90er Jahre malt der Künstler vornehmlich Landschaftsbilder und Aktgemälde. Der heute 81-jährige Maler ist seinen farbigen Anfängen treu geblieben und ist somit ein Wegbereiter der Renaissance der Malerei in den 80er Jahren.

Link:

Tipps:

"Karel Appel", Bank Austria Kunstforum, 5. September bis 13. Oktober, Wien 1, Freyung 8.

"Mutation in Motion", Karel Appel, Galerie Ulysees, bis 25. Oktober, Wien 1, Opernring 21.

Karel Appels Skulptur "Cat of the Roof" wurde von Treffpunkt Kultur zur Skulptur des Monats gewählt.

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