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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
01. April 2009
13:52 MESZ

"Josef Engelhart - Vorstadt und Salon", Hermesvilla im Lainzer Tiergarten, Geöffnet vom 2. April bis einschließlich 26. Oktober, täglich außer montags von 10.00 bis 18.00 Uhr

wienmuseum.at

 

 
Werkschau für Josef Engelhart in der Wiener Hermesvilla
"Vorstadt und Salon" - Arbeiten des Secessions-Mitgründers

Wien - Zu seiner Zeit einer der bekanntesten Maler Österreichs und Mitbegründer der Secession, ist Josef Engelhart heute beinahe vergessen. Das Wien-Museum widmet dem Künstler den Sommer über in seiner Dependance Hermesvilla eine erste umfassende Werkschau unter dem Titel "Vorstadt und Salon". Neben Gemälden sind Grafiken und Plastiken zu bewundern, wobei man sich auf die Schaffenszeit zwischen 1883 und 1919 konzentriert.

Der 1864 geborene Erdberger Fleischhauersohn Engelhart war Anfang der 1890er Jahre nach Studienaufenthalten in München, Paris und Spanien als enthusiastischer Naturalist heimgekehrt. Fortan widmete er sich auch dem ärmlichen Leben in den Vorstädten, welches er in realistischen Milieustudien ausbreitete und Strizzis ebenso wie Wäschermädel zu seinen Hauptmotiven erkor. Dabei war der ob seiner optischen Erscheinung als "Apollo von der Steingasse" bekannte Künstler gesellschaftlich spätestens nach seiner 1895 erfolgten Heirat mit einer Tochter aus der Mautner-Markhof-Familie etabliert.

Doch nicht nur im Gebiet der Malerei tat sich Engelhart als Chronist der Wiener Gesellschaft zur vorvergangenen Jahrhundertwende hervor, sondern auch in der Bildhauerei. Beispielsweise zeichnete er für das Waldmüller-Denkmal im Rathauspark verantwortlich. "Wir haben es hier mit einem Künstler zu tun, dessen Werk zwischen Hochkultur und populärkultureller Sphäre changiert, zwischen Affirmation und Sozialkritik, zwischen Opulenz und Lumpenproletariat, zwischen Bel Etage und Parterre", beschreibt Wien-Museumsdirektor Wolfgang Kos Engelharts Oeuvre.

Daneben gehörte Engelhart 1897 mit Gustav Klimt, seinem Schwager Koloman Moser und anderen zu den Begründern der Secession, deren Vernetzung er in den ersten Jahren wesentlich mitprägte. Als nach langen Konflikten 1905 die Gruppe der Stilisten um Klimt jedoch aus der Secession austrat, verloren die verbliebenen Naturalisten in Folge zunehmend an Bedeutung. Spätestens nach dem Ersten Weltkrieg wurde es still um Engelhart, der zeitgenössische Strömungen wie Kubismus oder Expressionismus ablehnte und 1941 starb. (APA)

 

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