13.01.2003 10:07
Abfackeln, Aufbauen
Galerienrundschau: Bernhard Frühwirth in der Galerie Senn
Alles andere als aufgeräumte Stimmung verbreiten die
neuesten Arbeiten von Bernhard Fruehwirth, ein Künstler, der stets
künstlerische Affinitäten zu jedweden psychotischen Zuständen hat. Selbst den
frühen Zeichnungen von menschenleeren Innenräumen, in denen er laut Martin
Hochleitner "schon vor der gegenwärtigen Realismusdiskussion in der Malerei
Metarealitäten modellhaft erprobte", wohnte etwas Bedrohliches inne.
Während andere Künstler ihre Existenz durch einen Atelierbrand gefährdet
sehen, inszeniert sich Fruehwirth als Brandstifter in seinem eigenen, seit zwei
Jahren verlassenen Atelier, welches Hauptthema in seiner Senn-Show 2000 gewesen
war. Er fackelt nicht lange und stellt dekorativ Abgebranntes wie Sessel,
Eingangstüre oder Zeitschriftenregal in die Auslage, das heißt auf Englisch "All
Burn Down". Zeichnungen, die Wohnungs- und andere Auflösungsprozesse quasi in
die vierte Dimension katapultieren und dynamisch durcheinander wirbeln,
komplettieren das hübsche und weit verzweigte Werk der Zerstörung, welche
eigentlich eine Art Wiederaufbau ist. Obwohl scheinbar so privat, kann jeder
dafür entflammen, mehr oder weniger. (dok, DER STANDARD, Printausgabe vom 13.1
2003)