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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
02. April 2009
13:23 MESZ

kunsthauswien.com

 

"Das Atelier in Cannes" (Lithografie, 1958)


"Picasso - Mythen, Fabeln und Modelle" im Kunsthaus Wien
Griechische Mythologie, Stierkämpfe, Frauen: 130 Lithographien und Radierungen als Querschnitt durch Obsessionen

Wien - Im Kunsthaus Wien ist Pablo Picasso bis zum 5. Juli als Meister der Druckgrafik mit 130 Lithographien und Radierungen zu sehen. Als "feinen Querschnitt durch Picassos Themen und Motive" legte Kurator Andreas Hirsch die Ausstellung "Picasso - Mythen, Fabeln und Modelle" an. Tatsächlich sind im grafischen Werk die großen Obsessionen des Künstlers in zahlreichen Varianten aufgeführt: Die griechische Mythologie und ihre Fabelwesen, der Stierkampf, die Frauen. Picassos Biografie verknüpft sich auffällig mit all diesen Motiven - und sie miteinander.

Im Minotaurus etwa, jenem stierköpfigen Wesen, das Picasso sowohl zum Inbegriff animalischer Männlichkeit, wie auch zum verletzlichen Gefangenen in der Arena stilisiert, wird gerne, so Hirsch bei der Presseführung, ein Sinnbild für die Zerrissenheit des Künstlers gesehen. Gewaltsam herfallend über Frauen wird er auf der einen Seite des Raumes gezeigt, gegenüber erblindet und von einer Kindfrau sorgsam durch die Nacht geführt. Bilder, die in jener Zeit entstanden, als das Doppelleben zwischen Ehefrau Olga und Geliebter Marie-Therese Walter am Zusammenbrechen war.

Selbst unter den zahlreichen, mal kubistischen, mal erstaunlich klassischen Porträts seiner Frauen ist Marie-Therese die Versteckte, die ganz offiziell auch nicht Modell sein durfte. Nur ein Ausschnitt ihres Gesichts im verrätselten Halbprofil findet sich unter den zahlreichen Bildern von Francoise Gilot - die berühmte "Frau im Lehnstuhl" - und Jaqueline Roque, seiner letzten Gemahlin, die er fast ausschließlich im an antike Herrschermünzen erinnernden Profil abbildete.

Dennoch war es Marie-Therese, die dem deutschen Sammler und Grafiker Gert Huizinga die ersten hundert seiner auf später auf 750 Blätter angewachsenen Sammlung verkaufte. "Ich hatte einen Termin in ihrem Hotelzimmer in Paris", berichtete Huizinga heute. "Wir konnten uns kaum verständigen, aber als ich die Lithographien sah, war das für mich auch nicht mehr nötig." Heute ist Huizingas Sammlung im Grafikmuseum Pablo Picasso in München, dem Leihgeber der Ausstellung, zu sehen. (APA)

 

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