VN Fr, 5.9.2003

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"VN"-INTERVIEW MIT DR. HANNO LOEWY, DEM DESIGNIERTEN DIREKTOR DES JÜDISCHEN MUSEUMS

Verstärkt in die Zukunft schauen

Designierter Leiter Loewy möchte mehr Stellung zur Gegenwart beziehen

Hohenems (VN-cf) Gestern ist die Entscheidung offiziell bekannt gegeben worden: Hanno Loewy wird mit erstem Jänner den bisherigen Leiter des Jüdischen Museums, Johannes Inama, ablösen.

"VN": Wie definieren Sie das Jüdische Museum?

Loewy: Das Museum hat immer schon intelligente, starke Arbeit geleistet. Einerseits mit kritischer Rekonstruktion der jüdischen Regionalgeschichte und andererseits im Bereich Erinnerungskultur.

"VN": Welche Impulse werden neu dazukommen?

Loewy: Die politischen und die kulturellen Rahmenbedingungen haben sich in Europa sehr verändert. Allgemein ist ein größeres Selbstbewusstsein der Juden in Europa zu spüren. Sowohl die wieder auflebende jüdische Gesellschaft, als auch das multikulturelle Europa werden eine Rolle spielen.

"VN": Klingt nach einem gegenwartsbezogenen Museumskonzept.

Loewy: Ich möchte verstärkt nach Formen suchen, mittels derer sich das Museum nicht nur zur Geschichte, sondern auch zur Gegenwart äußert. Im zusammenwachsenden Europa, das sich als Einwanderungsland definiert und lernt, mit den dadurch entstehenden Problemen umzugehen, sind auch Hohenems und das Museum Teile dieser Bewegungen.

"VN": Wie werden diese

Formen aussehen?

Loewy: Die Ausstellung wird im Vordergrund bleiben. Vorträge, Seminare usw. möchte ich aber gerne weiter ausbauen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Initiativen ist mir ein Anliegen. Erst muss ich aber die Region genauer kennen lernen, um herauszufinden, mit welchen Menschen man in Vorarlberg gemeinsam Pferde stehlen kann.

"VN": Inwiefern ist Hohenems heute noch vom Holocaust geprägt?

Loewy: Die Tatsache, dass in Hohenems keine jüdische Gemeinde mehr existiert, ist wie eine offene Wunde spürbar. Hier leistete das Jüdische Museum bereits einen großen Beitrag.

"VN": Am 20. September wird im Museum eine Ausstellung von Ihnen zu sehen sein. Worum handelt es sich?

Loewy: Die Fotoausstellung nennt sich "Milch und Hering". Dazu wird Essen und Trinken serviert, ein DJ ist bereits eingeladen, eben alles, was man für eine richtige Party braucht.

Zur Person

Dr. Hanno Loewy

Der Literatur- und Filmwissenschaftler, Ausstellungsmacher und Publizist wird ab 1. Jänner 2004 die des Jüdischen Museums übernehmen.

Geboren: 1961 in Frankfurt am Main Ausbildung: Studium der Literaturwissenschaft, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Kulturanthropologie in Frankfurt am Main Laufbahn: Seit 1982 Tätigkeit als freier Publizist und Ausstellungsautor, Gründungsdirektor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt a. M., Lehrbeauftragter an der Universität Konstanz

Das Jüdische Museum in Hohenems habe sich, so Loewy, im Bereich Erinnerungskultur bereits eine Vorbildfunktion erarbeitet. (Tschabrun)




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