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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
29. März 2009
19:17 MESZ

Links:
www.kunsthalle.at
www.honetschlaeger.com

 

Chickensuit (2005)


Ausstellung: Edgar Honetschläger
"EDOPOLIS" zeigt einen Querschnitt aktueller Arbeiten des derzeit vorwiegend in Japan lebenden österreichischen Künstlers

Krems - "Ich freue mich, wieder in Österreich zu sein!" Diese Freude, die der 1963 in Linz geborene Künstler und Filmemacher Edgar Honetschläger gestern, Samstagnachmittag, mit vielen zu der Eröffnung seiner Ausstellung "EDOPOLIS" nach Krems gereisten Freunden und Kunstinteressierten teilte, wird nicht lange währen: Bereits Mitte April fliegt Honetschläger wieder zurück nach Tokio, wo er in den vergangenen Jahren sein Hauptquartier aufgeschlagen hat, und wo er die Dreharbeiten zu seinem neuen Spielfilm fortsetzen wird.

Japan ist in vieler Hinsicht präsent in der Ausstellung, die sich vorwiegend Arbeiten der vergangenen acht Jahre widmet, bis 14. Juni in der Kunsthalle Krems zu sehen ist und anschließend in Luxemburg gezeigt wird. Honetschläger, von Kunsthallen-Leiter und Ausstellungs-Kurator Dieter Buchhart als "Reisender", als "Grenzgänger zwischen den Kulturen" gewürdigt, beschäftigt sich mit kulturellen Traditionen und Phänomenen, bewahrt sich dabei aber seinen fremden, ja kindlichen Blick.

Diese spielerische leichte, gleichzeitig aber keineswegs unernste Auseinandersetzung äußert sich in Aktionen wie dem Entwerfen von Hühnerbekleidung. "Es gibt sie in verschiedensten Ausführungen sowie in den Großen Small, Medium und Large", informiert eine nette Mitarbeiterin am "Chickensuit"-Infostand, verweist Kaufinteressenten allerdings auf die dazugehörige Website. Auch die Einbeziehung einer Puppe von Soong Mei-Ling, der mondänen Frau von Tschiang Kai-schek, in verschiedene Videos, Installationen und Zeichnungen ("Beijing Holiday"), oder eine Installation samt Video, in der sich Erwin Steinhauer als "Amerika" in einem Zimmer versucht, gegen als Gelsen angreifende Terroristen zu wehren ("Enduring Freedom"), macht deutlich, was Buchhart meint, wenn er sagt: "Die brisante politische Dimension von Honetschlägers Schaffen wird unterschätzt."

Weniger überzeugt ist man dagegen, den "Kampf gegen die westliche Zentralperspektive" (Buchhart) ebenfalls als zentrales Element von Honetschlägers Schaffen zu sehen. Da lässt man sich lieber auf die offensichtlicheren und vielfältigen Verschlingungen und Durchdringungen der einzelnen Genres ein, die etwa im entzückenden Zeichentrick-Roadmovie "Los Feliz" oder der mit einem gezeichneten Zimmer des berühmten New Yorker Chelsea Hotels operierenden vielschichtigen Installation "The Scent of Snow" auf den ersten Blick ersichtlich sind.

Die größte Gelassenheit strahlen jedoch ausgerechnet jene Arbeiten aus, in denen sich Honetschläger auf ein einzelnen Medium einlässt: seine ruhigen, mit Acryl und Japan-Tusche gemalten Bilder, oder sein eindrucksvoller 27-teiliger Zyklus "Kappa goes Tokyo", in dem er einen kleinen, angeblich in Japan jedem Kind bekannten Wasserkobold eine Reise durch das moderne Japan unternehmen lässt. Hier darf auch das berühmte Sujet des Superschnellzuges Shinkansen vor dem Hintergrund des Fujiama auftauchen, ohne als Tourismus-Kitsch zu wirken.

Als nächstes will Honetschläger wieder als Filmemacher in Erscheinung treten. Sein Spielfilm "AUN" behandle das Thema Gentechnologie und beschäftige sich mit der Frage, wie die Welt in zwölf Millionen Jahren aussehen werde. Nämlich ganz sicher ohne Menschen, versichert der Künstler: "Ich erzähle von einer ganz positiven Zukunft!" (APA)

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