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Qualitätsschraube geht nach unten

Rund 11.000 Besucher hatte die Innsbrucker Art Nr. 8, die nach Ansicht vieler Besucher und mancher Aussteller die schlechteste ihrer Geschichte war

INNSBRUCK. Als Galerie, die etwas auf sich hält, bei der Innsbrucker Art dabei zu sein, "ist rufschädigend", so Gritta Insam, die Leiterin der gleichnamigen Wiener Galerie. Sie ist, genauso wie eine Reihe weiterer Wiener Kollegen, der heurigen Innsbrucker Art fern geblieben, "weil die Qualitätsschraube generell nach unten in Richtung Kunsthandwerk geht", so Insam.

In diesem Kontext sieht auch Ursula Krinzinger ihre Galerie nicht. Für sie ist die Innsbrucker Art "eine schlecht gemachte Messe" ohne Jury oder Beirat, in der jeder ausstellen darf, der den Stand bezahlen könne.

Den Wiener Galeristen Peter Lindner hat nicht zuletzt das dreistündige Spektakel bei der Eröffnung der letztjährigen Art abgehalten, heuer wieder zu kommen. Außerdem sei der Verkauf höchst dürftig gewesen. Und ihn ärgert auch, dass "die Ausrichtung der Sonderausstellung die Galerie Thoman sozusagen in Erbpacht hat".

Seit es die Innsbrucker Art gibt, ist die deutsche Galerie Benden & Klimczak mit dabei. Wenn sich die Konzeption der Innsbrucker Messe nicht grundlegend ändere, "werden wir uns überlegen, wie wir unsere Tiroler Sammler in Zukunft bedienen", so Klaus Benden. Denn "auf dieser Messe blind zu werden, ist fast eine Gnade".

Und auch das Käuferinteresse werde immer geringer, resümmiert Lou Meulenberg, Inhaber der Amsterdamer Galerie Parade. Er selbst wollte heuer schon nicht mehr nach Innsbruck kommen, doch die Messe-Organisatorin Johanna Penz habe ihn überredet. "Aber glauben Sie, ich habe den vollen Standpreis bezahlt?"

Gut verkauft bei der heurigen Art hat dagegen der Innsbrucker Galerist Hans Widauer, "allerdings an meine Stammkunden und das ist nicht ganz Sinn dieser Messe". Viele seiner Kunden hätten das bei der Messe Präsentierte als Zumutung empfunden, weshalb auch er, wenn sich das Niveau nicht wesentlich verbessert, heuer zum letzten Mal bei der Art Innsbruck ausgestellt hat.

Genauso sieht dies auch der Innsbrucker Galerist Klaus Thoman, denn "wir spielen in einer anderen Liga". Bei einer Neukonzeption, beim Überlegen neuer Konzepte, will er sich allerdings gern einbringen. Nicht ganz so streng ist der Reither Galerist Gottfried Schmidt: "Wenn nächstes Jahr zehn gute Galerien mehr und zehn schlechte weniger kommen, werde ich bei der Art Nr. 9 wieder dabei sein."

Sie wird laut Johanna Penz vom 24. bis 27. Februar 2005 stattfinden. Rund 11.000 Besucher strömten an den heurigen vier Messetagen in die Messehalle 4. Angesichts der schwierigen Lage am Kunstmarkt ist Penz mit den Umsätzen zufrieden, wenn sie auch das Fernbleiben vieler renommierter Galerien bedauert. Dass das Niveau der Art gehoben werden muss, darüber ist sich Penz im Klaren, weshalb sie daran denkt, für 2005 einen künstlerischen Beirat zu installieren.
2004-03-02 16:54:08