Mit einer Auswahl exquisiter Werke der russischen Moderne
hat die Galeristin in Kooperation mit der Kölner Galerie Gmurzynska eine
Schau komponiert, die in ihrer Struktur übersichtlich und komprimiert den
radikalen Aufbruch in der russischen Kunst ab Mitte der zehner Jahre vor
Augen führt.
Der Einstieg läuft über patriotische antiwestliche
Propagandaplakate von 1914. Dieser konventionelle, an Volkskunst und
Kinderbuchillustrationen erinnernde Stil findet jedoch in Kasimir
Malewitschs gleichzeitig erschaffener suprematistischer Kunst sein
radikalstes Gegenstück. Neben Skizzen suprematistischer Kompositionen
bildet eine Entwurfszeichnung des Schwarzen Quadrats den Höhepunkt der
Schau.
Schriftliche Überlegungen zu Malewitschs
suprematistischer Anschauung sind in konzeptioneller Manier auf dem
Millimeterpapier festgehalten. Von der Urform des Schwarzen Quadrats
ausgehend - sowohl radikalste Äußerung in der abstrakten Malerei als auch
moderne Form der russischen Ikone - lassen sich Variationen und
Weiterentwicklungen wiederfinden: als dreidimensionale Transformation in
utopische Architekturmodelle, Dekor für Kunstgewerbe, in Entwürfen für
Wandgestaltungen.
Wie nachhaltig befruchtend die russische Avantgarde war,
zeigt sich besonders in Alexander Rodtschenkos bildhauerischer Leistung.
Die in Repliken präsentierten Holzobjekte aus den frühen zwanziger Jahren
nehmen Gestaltungsprinzipien der US-Minimal-Art vorweg. Serialität, die
idente Form der Einzelteile, die Überwindung der menschlichen Figur, das
Abstrakte und die Auflösung des Sockels prägen Rodtschenkos räumliche
Konstruktionen, die ihre direkte Nachfolge bei Carl Andre in den sechziger
Jahren finden.
Dadaistisch ausgerichtete Photomontagen von Galadzhew und
figurative ins Musterhafte tendierende Zeichnungen von Filonow bereichern
die Ausstellung und relativieren den auf formale geometrische Strenge
beruhenden Kanon dieser Periode.
I., Seilerstätte 16; bis 12. Juli.
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Wien