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von
Dietlind Hebestreit
Sägerau & Leinwandstücke
Sibylle Küblböck lässt gelbgesichtige Holzköpfe im Linzer Kunstverein Paradigma Spalier stehen. Die Schwanenstädterin hat Lindenholz-Stämmen mit der Motorsäge zehn derbe Büsten abgerungen. So uniform sie in der Gruppe wirken, so sehr unterscheiden sie sich doch durch Gesichtsform, Hals- und Schulterpartie. Immer liegen den Arbeiten der Oberösterreicherin selbst verfasste Texte zugrunde - so auch bei ihren "zarten Sitzen".

Die wackeligen Hoch-Stühle, in deren schrägen Sitzflächen Wachs einlagert ist, regen zum Ertasten an. Küblböck verpasst dem Werkstoff Holz keinen Feinschliff und ermöglicht gerade durch sägeraue Oberflächen haptisches Erleben.

Was fehlt, ist - wie fast immer bei zeitgenössischen Arbeiten - eine allgemein verständliche Konzeptbeschreibung. Natürlich müssen Kunstwerke auch ohne alle Erklärungen wirken. Und doch eröffnen Gespräche mit Künstlern ganz neue Blickwinkel und Sichtweisen, erweitern den optischen Horizont durch einen geistigen.

Solche Gespräche sind aber nur in Einzelfällen, bei Vernissagen möglich. Schade, dass Galeriebesuchern so spannende Aspekte verborgen bleiben, dass klar verständliche Interpretation (durch die Künstler selbst) immer noch verpönt ist.

Das betrifft auch die Spielplatz-Studien der Kärntnerin Suse Krawagna, die während eines Krumau-Stipendienaufenthalts entstanden sind. Mit Acrylfarbe minimiert die 38-jährige Künstlerin Spielgerätformen - so weit, dass sie mit wenigen Strichen definiert sind, aber nicht so sehr, dass sie nicht sofort erkennbar wären.

Freundliche Farben auf hellem Untergrund passen gut zum Thema. Während die größeren Arbeiten brav aufgespannt sind, picken kleine Leinwandstücke einfach an der Wand. Dort entwickeln sie Eigenleben, wellen sich, fallen schon mal zu Boden. Warum sollten Kinderspielgeräte auch immer stillhalten? Die klare Formen- und Farbsprache ist eines Spielplatzes würdig, fängt Atmosphäre sicher besser ein, als naturalistisch Nachgemaltes.

Kunstverein Firma Paradigma, Linz: bis 5. April, Mi-Fr 14-19 Uhr.



OÖNachrichten vom 2.04.2003
 
   







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