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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
28. Juni 2006
13:40 MESZ
Die Ausstellung "Wolf Suchitzky. Ein Fotograf aus Wien" ist noch bis 13. September im Literaturhaus, Seidengasse 13, 1070 Wien zu sehen.  
Eine Ahnung von Normalität
Ein Fotograf aus Wien - Ausstellung über Wolf Suchitzky im Literaturhaus

Dass eine berufliche Karriere mehr als 70 Jahre umfasst, ist selten genug. Dass sie zudem bestens dokumentiert ist, ein Glücksfall. Der allerdings ergibt sich zwangsläufig, wenn die langjährige Arbeit in der Produktion von Bildern bestand und bis heute besteht: Wolf Suchitzky ist "ein Fotograf aus Wien".

Dokumentarfilme

1912 noch in der Monarchie geboren, früh das Handwerk erlernt, nach forcierter Übersiedlung in London einschlägig und immer mehr auch als Kameramann bei Dokumentarfilmen tätig, unterwegs in aller Welt, oft berühmte oder anonyme Menschen, manchmal Landschaften oder Abstraktes, gerne auch Tiere, seine frühe Leidenschaft, vor der Linse - das allein macht eine Retrospektive, wie sie zurzeit in Wien zu sehen ist, äußerst sehenswert.

Was der Katalog zur Schau (wolf suchitzky photos, € 30,-/208 Seiten. Synema, Wien 2006) in seinem schriftlichen Teil darüber hinaus vermittelt, ist das bewegte Leben eines immer Engagierten. Im Zweifelsfall gibt Suchitzky auch jetzt noch der inhaltlichen, der im weitesten Sinn politischen Aussage den Vorrang.

Normalität

Da sind dann Bilder aus dem London der Dreißigerjahre nie nur gefällig, sondern lassen erahnen, was demokratische Normalität den damaligen Flüchtlingen aus Mitteleuropa bedeutet haben muss.

Sinn für Symbolik und für den berühmten richtigen Augenblick spricht auch aus "Los Angeles, 1978". Je mehr die präzise traditionelle Schwarz-Weiß-Fotografie preisgegeben wird, desto eindrücklicher meldet sie sich zurück. Dem Literaturhaus und der Mediengesellschaft Synema ist ein großer, verdienter Rückblick zu danken. (mf/DER STANDARD, Printausgabe, 24./25.6.2006)


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