Künstlervereinigung MAERZ zeigt in der
Ausstellung "Things we never did" unrealisierte Ideen
Kunst, die es nicht gibt
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"Ein Kunstwerk zu verkaufen, das gar nicht realisiert wurde - das wäre
toll", meint Nicht-Kuratorin Rathmayr.
(© Künstlervereinigung MAERZ)
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Von WZ Online
Buchprojekt
zum Hundertjahrjubiläum von MAERZ geplant.
Linz.
Normalerweise geraten Künstler durch einen nahenden Vernissagen-Termin
unter Fertigstellungsdruck. Ganz anders ging es den Mitgliedern der
Linzer Künstlervereinigung MAERZ in den vergangenen Wochen.
Organisatorin Beate Rathmayr wollte "Things we never did" von ihnen:
Dinge, die den Sprung von der Theorie in die Praxis nie geschafft haben,
Ideen, deren Realisierung gescheitert ist.
"Diese Sammlung nichtrealisierter Projekte will zeigen, dass es kein
Rezept für künstlerische Produktion an und für sich gibt, sondern dass
es vielmehr um Entwicklungen geht, die nur schwer vorhersehbar sind",
heißt es in der Ankündigung, "Das Thema erlaubt, mit Unsicherheiten zu
operieren, Dualitäten zuzulassen und einen Beistrich statt eines Punkts
an das Ende zu setzen."
Gummischläuche und Holzlatten
Eingelangt sind höchst unterschiedliche Exponate. "Ich habe bewusst
nicht kuratiert, sondern stelle genau das aus, was mir die Künstler zur
Verfügung gestellt haben", erzählt Rathmayr, die mit dieser Idee, die
sie schon lange mit sich trägt, nun an ihrer eigenen Ausstellung nicht
mehr teilnehmen kann. Ganz im Gegensatz zu Bernd Oppl, der bedauernd
mitteilte, er habe lange überlegt, aber für sich keine Form der
Teilnahme gefunden. Rathmayr stellt nun kurzerhand sein Absage-Mail aus.
"Ich bin überwältigt", schwärmt Rathmayr im Gespräch mit der APA über
die "höchst unterschiedlichen Ansätze" der Einsendungen. Ausgestellt
werden etwa in jahrelanger Arbeit entstandene Skizzen und Entwürfe oder
ganze Projektmappen und Dokumentationen zu Werken, die an technischen
Schwierigkeiten scheiterten. "Einige Bildhauer haben auch ihre Depots
geplündert und Material, das sie gesammelt, doch später nie verwendet
haben, geschickt." So sind Berge von Gummischläuchen oder Holzlatten
ebenso in den Ausstellungsräumlichkeiten in der Linzer Eisenbahngasse
ausgestellt wie eine verpackte Filmrolle von Pepi Maier oder eine mit
einem neckischen Bärtchen verzierte Mona Lisa samt der von Siegfried A.
Fruhauf hinzugefügten Beteuerung: "Ich hab das nicht getan!"
Verkauf des nicht Gemachten
In der Ausstellung sind auch Beiträge von Iris Andraschek, Helmuth
Gsöllpointner, Karin M. Hofer, Katharina Lackner, Andrea Pesendorfer und
vielen anderen zu sehen. Auch Autoren und Musiker haben sich an der
Ausstellung beteiligt - eine bunte Mischung, die zeigt, dass der
künstlerischen Fantasie tatsächlich keine Grenzen gesetzt sind. Die
Objekte werden ohne Preisangaben gezeigt. Etwaige Kaufinteressenten
müssten sich direkt an die Künstler wenden, meint Rathmayr und lacht:
"Das wäre natürlich toll - ein Kunstwerk zu verkaufen, das gar nicht
realisiert wurde."
2013 wird das 100-Jahr-Jubiläum der Künstlervereinigung MAERZ
gefeiert. Beate Rathmayr träumt davon, "Things we never did"
weiterzuführen und aus dem Projekt ein Buch zu machen. Und falls es bei
der Idee bleiben sollte, hätte sie ja immerhin doch noch einen eigenen
Beitrag zu ihrer Ausstellung geleistet. (APA)
Link
Künstlervereinigung MAERZ
Freitag, 10. Dezember 2010 11:25:00
Update:
Freitag, 10. Dezember 2010 11:34:00
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