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vom 06.07.2005 - Seite 019
LINZ: Ausstellung im Schlossmuseum

Zeit der Bildkorrektur

VON CHRISTOPH WEINBERGER

"Wahrnehmen" heißt freilich immer schon etwas für "wahr" zu nehmen. Hinsichtlich der österreichischen Wahrnehmung der amerikanischen Kunstszene in den 1940er- und 1950er-Jahren, müsste demnach beinahe von "Falschnehmungen" die Rede sein: Denn dass pickiger Kaugummi, billiger Film und vermeintlich böse Unterhaltungsmusik keineswegs die alleinigen Kennzeichen der amerikanischen Kultur sind, war im Nachkriegsösterreich lange Zeit alles andere als selbstverständlich.

Befruchtung als Thema

Die kleine, feine Ausstellung "Wahrnehmungen. Aspekte der österreichisch-amerikanischen Beziehung in der bildenden Kunst 1945-1965" im Linzer Schlossmuseum (bis 30. Oktober) dokumentiert aus kulturhistorischer Perspektive die einstigen Bestrebungen der amerikanischen Kunstinstitutionen für mehr Akzeptanz und ein positives Image in einem besetzten Land.

Zentrales Thema ist die wechselseitige Befruchtung im Kontext des "abstrakten Expressionismus" und Figuren wie Jackson Pollock, Franz Kline oder Arnulf Rainer. Einzelne Werke stehen weniger im Vordergrund. Es geht vielmehr darum, die österreichische Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg nachzuzeichnen und vorurteilsbeladene Bilder zu korrigieren.


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