Sammler setzten bei der siebten Viennafair auf Bekanntes
Sparbuch an der Wand
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Obwohl junge Künstler zur Fotografie neigen, kommen Gemälde wie
"Oblomow" von Franziska Maderthaner bei Sammlern immer noch am besten
an. Foto: Galerie Wolfgang Exner
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Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Performances als neuer, alter Trend.
Lange Gesichter bei Galeristen.
Wien.
Zwar haben die Galerien aus dem Südosten Europas – voran die Rumänen,
die schon einige Jahre zahlreich vertretenen Polen, aber auch die
Slowenen und Ungarn – mit ihren Auftritten auf der Kunstmesse Viennafair
gepunktet, rote Punkte, die den Verkauf eines Objekts anzeigen, gab es
aber wenig zu sehen. Dafür lag bei Tengri-Umai aus Kasachstan ein nicht
ausgerollter roter Filzteppich des Künstlerpaares Yelena und Viktor
Vorobyev mit Symbolwert: Qualität ist nicht unbedingt ein Richtmaß in
Wien, außer die Künstlernamen sind bekannt.
Der Verkauf zeigt sich hier, trotz anspruchsvollem Programm der
künstlerischen Leiter Hedwig Saxenhuber und Georg Schöllhammer, nur im
Segment sicherer Kunstaktien erfolgreich. Sammler setzen vor allem auf
ihnen Bekanntes, voran die Malerei, obwohl die Fotografie längst das
Hauptmedium der jungen Kunst geworden ist. Das entspricht aber durchaus
einem internationalen Trend, der Kunstwerke wie Sparbücher oder sichere
Aktien betrachtet, die zusätzlich attraktiv an der Wand sind.
Risiko mit neuen Anlageformen will nach der Krise kaum einer
eingehen, außer es handelt sich um preiswerte Angebote. Da ist dann zwar
auch die Malerei vorne, bestimmte Fotografien können aber, wenn sie auf
Aluminium zu Tableaus getrimmt sind und auffallende Inhalte haben,
durchaus Renner werden. So bei der "plattform für junge kunst
bäckerstraße 4" zu sehen, die primär Bilder von Matthias Lautner
verkaufte, aber auch Borjana Ventzislavovas Aufnahmen Jugendlicher in
"westlicher" kontra traditioneller Kleidung bekamen neben Aufmerksamkeit
sogar Konkurrenz von Kaufwilligen.
Ironie ist im Spiel
Daneben sind bekannte Namen wie Altperformer Peter Weibel, den Grita
Insam mit frühen konzeptuellen Arbeiten mit Erfolg anbot, dann schon
wieder Ausnahmen, denn es ging um Fotodokumentationen von Aktionen und
Zettel statt repräsentativer Flachware.
Die Messe war gut besucht, obwohl die Performances und Panels nicht
die angestrebte Aufmerksamkeit erregten. Auch wenn dabei Ironie als
neuer Trend im Spiel ist, fallen die als "living sculptures" ständig
nahe der Berliner Galerie Mertens anwesenden "Eva & Adele", die
schon einigermaßen in die Jahre gekommen sind, mehr auf als die jungen
Aktivitäten. Das Alt-Aktmodell Pinki konnte in den Nachmittagsaktionen
"Study from Nature 2" von Pawel Alhamer ebenfalls mehr Aufmerksamkeit
erregen als die speziell für die "Performance Nite" konzipierten
Auftritte.
Skulpturen, Objekte und Installationen gab es viele. Dass eine frühe
Latten skulptur Erwin Wurms bei Welz schnell wegging, war dabei zu
erwarten – weniger hingegen, dass der "Greenman" von Lois Weinberger bei
Altnöder, gefertigt aus dem Naturmaterial Kletten, schnell einen Käufer
finden würde. Nicht ein Museum sondern ein privater Sammler hat sich in
die keltische Paraphrase des dämonischen Gottes Priapos verliebt.
Für viele Galeristen sah es aber bereits am Samstag so aus, dass
nicht einmal die Standmiete hereinkommen würde. Daher gab es einige
lange Gesichter, wenn das auch kaum nach außen dringt. Misserfolg ist
relativ, und Kunst soll ja auch lust- oder humorvolle Töne anschlagen.
Dabei haben die türkischen Galerien gepunktet, vor allem Outlet mit dem
kurdischen Künstler ªener Özmen und seiner Fotoserie "Supermoslem".
Selbstkritik hat Messegeschäftsführer Matthias Limbeck hatte ja schon
vorher geübt: In Wien gab es keinen finanziellen, sondern nur einen
geistigen Gewinn zu erwarten.
Printausgabe vom Mittwoch, 18. Mai 2011
Online seit: Dienstag, 17. Mai 2011 16:55:00